Kaum haben sich ARD und ZDF über die Berichterstattung von der britischen Prinzenhochzeit geeinigt, droht neue Ungemach: Das ZDF hatte erwartet, als einziger Sender live von der Trauerfeier für Fürst Rainier III. berichten zu können, doch die ARD will nicht verzichten, wie «Spiegel Online» am Donnerstag berichtet. Zumindest beim Papst sind sich ausnahmsweise alle Sender einig: Die Beisetzung des Pontifex wird am Freitag von allen grossen deutschen Fernsehkanälen übertragen. Neben den öffentlich-rechtlichen Programmen ARD, ZDF und Phoenix sind RTL, Sat.1 und die beiden Nachrichtenkanäle n-tv und N24 live ab 9 Uhr dabei, wenn Johannes Paul II. in der Krypta des Petersdoms seine letzte Ruhe findet.
Schwieriger gestaltet sich das Nebeneinander, wenn es um weniger staatstragende Grossereignisse geht: Erst vor wenigen Tagen hatte das ZDF eine drohende parallele Live-Berichterstattung von ARD und ZDF über die Hochzeit von Prinz Charles und Camilla Parker-Bowles durch einen Rückzieher verhindert, schon drohen neue Querelen. Wenn am 15. April der verstorbene Fürst Rainier von Monaco beigesetzt wird, wollen beide öffentlich-rechtlichen Sender live von der Trauerfeier berichten.
Die ARD gab heute bekannt, dass sie nicht auf die Live-Sendung verzichten wolle, die Parallel-Übertragung scheint also programmiert zu sein, denn das ZDF will nicht zurückstecken. ZDF-Sprecher Alexander Stock hatte diese Ankündigung gestern mit der Erwartung verknüpft, dass die ARD, die am Samstag nun allein aus Windsor überträgt, in der kommenden Woche auf die parallele Übertragung verzichten würde - als ausgleichende Gerechtigkeit sozusagen, immerhin habe man den Verzicht auf Charles und Camilla in Mainz als «einseitiges Zugeständnis» betrachtet. Dem hielt der ARD-Sprecher entgegen, dass die Beisetzung des Fürsten nicht wie die Hochzeit in Windsor ein gesellschaftliches Ereignis, sondern ein Staatsbegräbnis sei. «Als solches wird es von der ARD auch behandelt. Jeder Sender sollte seine journalistische Pflicht erfüllen.» Eine genaue Planung gebe es zwar noch nicht, aber es sei davon auszugehen, dass die ARD live berichtet.
Leidtragende dieser Streitereien sind die Gebührenzahler, denn Live-Berichte von Grossereignissen sind teuer in der Planung und Durchführung. Die Gremienvorsitzenden der öffentlich-rechtlichen Anstalten hatten die Intendanten der Sender bereits am Montag aufgefordert, ein Verfahren zur Vermeidung von Parallelübertragungen zu entwickeln.
Donnerstag
07.04.2005