Die Anhänger des fundamentalistischen katholischen Radiosenders Radio Maryja in Polen attackieren den Papst. Benedikt XVI. sei die treibende Kraft hinter dem Versuch des Vatikans, den Sender zu disziplinieren, sind die Radiomacher überzeugt. «Das Dritte Reich hat den Deutschen das moralische Rückgrat genommen, und das ist ihnen bis heute nicht gewachsen», sagte Boguslaw Wolniewicz, Vorsitzender des so genannten Unabhängigen Ethikrates der Medien. Wolniewicz äusserte sich in dem vom Vatikan scharf kritisierten Sender des Redemptoristenpaters Tadeusz Rydzyk. Der Vatikan hatte die polnischen Bischöfe und den Obersten des Redemptoristenordens zur Aufsicht über Radio Maryja aufgerufen, der mit antisemitischen Programminhalten die Kirche in Misskredit bringe.
Nachdem Dutzende von Klagen beim Ethikrat der Medien über den Sender eingegangen waren, gründeten die teils prominenten Anhänger von Radio Maryja nun einen «unabhängigen» Ethikrat, berichtete die «Gazeta Wyborcza» am Mittwoch. Radio Maryja breche das «Monopol der linken Medien in Polen» und das Tabu, über Juden nichts Schlechtes zu sagen, behauptete Wolniewicz. Wenn nun der Vatikan das Wort gegen den Sender ergreife, sei der Papst als Deutscher schuld: «Niemand auf der Welt fürchtet sich so, Antisemit genannt zu werden wie die Deutschen.» Nach dem Tod von Johannes Paul II. sei lediglich ein Jahr gewartet worden, um nun gegen den Sender vorzugehen.
Mittwoch
12.04.2006