Mit einem vorsichtig formulierten Versuch, Werbung auf den Internetseiten der gebührenfinanzierten Radio- und Fernsehsender machen zu dürfen, hat der Direktor von Radio DRS, Walter Rüegg, geharnischten Widerspruch bei der Mediennutzerorganisation Arbus ausgelöst. Dies sei der «falsche Weg und ein trügerisches Signal», schrieb Arbus-Präsident Daniel Römer in einer Mitteilung vom Freitag. «Der Arbus hält weiterhin daran fest: Gebühren für die SRG - Werbung den Privaten», unterstreicht Römer.
Radio-Direktor Rüegg hatte vor einigen Tagen in einem internen Newsletter mehr Geld gefordert und dies mit den stark ausgebauten Angeboten von Schweizer Radio DRS begründet. «Vor allem die Lancierung von DRS 4 News im November 2007 hat sich markant auf die Anzahl Sendestunden ausgewirkt», schreibt er da. Hinzu komme die verstärkte Regionalberichterstattung und die von der neuen Konzession verlangte stärkere Berücksichtigung der Schweizer Literatur, was sich direkt auf die Urheberrechtskosten auswirke.
«Die Schere zwischen unseren Leistungen und den zur Verfügung stehenden Mitteln geht immer weiter auseinander», heisst es deshalb weiter im Text von Walter Rüegg. «Wenn wir dieser Entwicklung nicht entschieden entgegentreten, werden wir ab 2013 unsere eigenen Gewinnreserven aufgebraucht haben.» Darum ruft er nach einer Erhöhung der Radio-Empfangsgebühren, was allerdings «ein langwieriger, schwieriger Prozess» sei, wozu viele Gespräche zu führen und viel Überzeugungsarbeit zu leisten sei.
Daraus folgert der Radiodirektor etwas kühn: «Als Teilalternative zu einer Gebührenerhöhung für SR DRS könnten wir uns auch vorstellen, dass die Einschränkungen durch das Radio- und Fernsehgesetz im Online-Bereich gelockert würden. Die Möglichkeit etwa, unsere Internetseiten als Werbeplattform zur Verfügung zu stellen, gäbe uns Spielraum, selber aktiv mehr Mittel zu beschaffen. Wir wären so auch etwas unabhängiger von den Gebühren, deren Akzeptanz in den letzten Jahren etwas gelitten hat.»
Kommentar des Klein Reports: In dem Text von Walter Rüegg fällt vorab auf, dass er den Ausbau des DRS-Angebots keines kritischen Gedankens würdigt und einfach nach mehr Geld ruft - egal von wo. Dabei könnte man sich auch die Frage stellen, ob es wirklich nötig sei, alles Wünschbare zu realisieren und sich erst nachher zu überlegen, wie man es finanziert. Zudem macht sich Walter Rüegg mit der Forderung nach Werbung auf den SRG-Internet-Plattformen an einer Tür zu schaffen, die - einmal geöffnet - kaum mehr zu schliessen sein wird. Ob es der von ihm beschworenen Qualität des öffentlich-rechtlichen Radios wirklich dienlich wäre, die etwas beschwerliche Abhängigkeit von den Gebühren durch eine Abhängigkeit von Werbung zu ersetzen, wäre dabei noch eingehender zu diskutieren. - Mehr dazu: SRG will mehr Werbung und Sponsoring und Springer-Chef für Schweizer Lösung im Internet-Streit
Freitag
29.08.2008