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Donnerstag
31.08.2006

Er kam direkt aus dem Spital und zeigte der RadioDay-Runde den Gallenstein, von dem ihn die Ärzte erlöst hatten: Jürg Marquard, der einstige Mister Pop. Er war bereits mehrmals als Referent für den RadioDay angegangen worden, sagte Marquard, doch habe er immer abgelehnt. Er sei ja als Verleger kein Fachmann in Sachen Radio. Mit amüsanten Anekdoten belebte er die frühen sechziger Jahre, als Radio Beromünster der einzige Sender in der Deutschschweiz war. Ab dem 2. Januar 1968 präsentierte Jürg Marquard die wöchentliche Hitparade. Und weil er sich nicht als Chefredaktor seiner Jugendzeitschrift «Pop» im Vorspann vorstellen durfte, ernannte er sich einfach zum Mister Pop. «Ich habe da vermutlich als Erster die Schleichwerbung eingeführt», meinte Jürg Marquard schmunzelnd.

Weil der Obertitel seines Vortrags «Gute Zeiten - schlechte Zeiten» umfasst, schilderte der Verleger vieler Zeitschriften und Zeitungen in Osteuropa auch das Fiasko um den Kauf des Radiosenders auf dem Pizzo Groppera - vor 20 Jahren. Roger Schawinski, damals noch Radiopirat und -pionier, hatte ihm den Sender aufgeschwatzt; «obwohl ich den wertlosen Sender eigentlich gar nicht haben wollte», sagte Marquard selbstkritisch. Er hat inzwischen seinen Groll auf Schawinski verarbeitet und zollt ihm grosse Anerkennung im Dienste der Privatradios. Alles Weitere dazu könne man im Buch von Musikexperte und Journalist H. Elias Fröhlich über «Sound Radio» nachlesen. Zum Abschluss seiner Ausführungen konnte er von einem Erfolgserlebnis aus Ungarn berichten, wo er sich mit seiner Gruppe an einem nationalen Radioprojekt beteiligt hat. Das dortige «Schlager-Radio» habe dank amerikanischer Unterstützung reüssiert und werfe eine Rendite ab, schloss Jürg Marquard seine Tour d`Horizon durch die Radiowelt und zog mit seinem Gallenstein von dannen.