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Mittwoch
01.09.2004

«Publigroupe wird in das Radiowerbegeschäft einsteigen. Sie wird allerdings erleben, dass Radio und Zeitung zwei unterschiedliche Mediengattungen sind», diagnostizierte Verlegerverbands-Präsident Hanspeter Lebrument messerscharf in seiner Rede am RadioDay. «Medienwissenschaftler behaupten, Presse, Radio und Fernsehen hätten den Zenit ihres Lebenszyklus bereits überschritten», so Lebrument weiter. «Die Medienforschung, insbesondere im Bereich von Radio und Zeitung, hat grosse Schwierigkeiten, Glaubwürdigkeit auszustrahlen, und die Radioforschung benachteiligt mit ihrem Systemwechsel die Radios der Berggebiete. Das neue Radio- und Fernsehgesetz, das noch in diesem Jahr im Ständerat beraten werden soll, gibt den Radios vermehrte Möglichkeiten in der Werbung.»

Gemäss Lebrument haben die grossen Unterschiede zwischen der SRG SSR als Konzern und den mittleren und kleinen Radios als KMU nicht zu einem gemeinsamen Verband geführt. Die Zeitungen hingegen - ob gross oder klein - haben zu einem Verband zusammengefunden und seien deshalb auf politischem sowie wirtschaftlichem Gebiet eine ernst zu nehmende Kraft. Dem «Konzern» falle das Geld vom Himmel (Anm. 1 Mrd. Franken pro Jahr), «gleich bleibend, hoch und regelmässig. Neben dem wunderbaren Gebührensegen erhält der Konzern noch ein bisschen Sponsoring. Dafür, dass diese Sponsoringeinnahmen auch im neuen RTVG erhalten bleiben, wird gekämpft.» Es scheine, dass die SRG das erfolgreich mache. «Da lässt sich Journalismus pur machen. Die KMU, denen 7 Mio. Franken an Gebühren zukommen, haben wenig und müssen gar manchen Bückling machen, bis jenes Geld zusammenkommt, das es zum Bestehen braucht.» So sei es auch nicht erstaunlich, dass der «Konzern» und die Kleinen eigentlich nirgends zusammenkommen, es sei denn am gemeinsam organisierten RadioDay.

Die elektronische Medienwelt und die Printmedienwelt «sind in diesem Land sehr verschieden. In der elektronischen Medienwelt regiert ein vom Staat weitgehend geführter Konzern ...» Die elektronischen Medien sind in der Zeit der Demokratiedarstellung aufgebaut worden. Zeitungen und Zeitschriften sind gegründet worden, als es darum ging, die Demokratie aufzubauen und zu formen.» Damit dies zu Stande kam, brauchte es kleine und grosse Zeitungen, die trotz Gezerre in der «Einheit der Presse» zusammengehalten werden, so Lebrument. «Elektronische Medien haben kaum gemeinsame, freiwillig gewählte Plattformen.» Es sei schön, wenn es ein landesweites grosses Radio gebe und viele mittlere und kleinere Radios. «Aber die Radioszene hat bereits gelebt, als es nur Radio Beromünster gab und die vielen kleinen privaten Radios fehlten.» Die kleineren und mittleren Radios «sind zurzeit Zusatz, aber nicht Notwendigkeit. Hier unterscheiden sich Radio und Presse fundamental.»