Am Mittwoch, 30. Mai, ist für Radio loco-motivo um 17 Uhr bei Radio Bern RaBe Sendestart. Es wird einmal monatlich ausgestrahlt. Das Programm machen Menschen mit und ohne Psychiatrie-Erfahrung. Inspiriert wurde das Projekt vom lateinamerikanischen Radio Loco.
Die Startsendung vom 30. Mai hat einiges zu bieten: Nebst einem musikalisch untermalten Porträt des Berner Bluespianisten Chlöisu Friedli, dessen Sünneli-Blues von der psychiatrischen Klinik Waldau handelt, stehen eine Kurzreportage über den Freizeittreff Metro in der gleichen Klinik und eine Umfrage über erneuerbare Energien und Landschaftsschutz sowie Prosagedichte eines Redaktionsmitgliedes auf dem Programm.
Einige der Macherinnen und Macher von Radio loco-motivo sind schon vom Radiovirus angesteckt. «Das Radioschaffen ermöglicht den Kontakt zu interessanten Menschen, die man sonst nie kennen gelernt hätte», erklären zwei Redaktionsmitglieder am Freitag. Andere seien von der technischen Seite des Radiomachens fasziniert.
Auch an Ideen für die folgenden Sendungen mangle es nicht. Die nächste widmet sich dem Thema Recovery oder Genesung in der Psychiatrie. Dazu haben die Radioschaffenden den ersten internationalen Psychiatriekongress zu diesem Thema in Bern Ende März besucht und sowohl Experten als auch Praktiker vors Mikrofon geholt.
Die Idee, dass Psychiatrie-Betroffene rund ums Thema Psychiatrie Radio machen, stammt aus einer psychiatrischen Klinik im argentinischen Buenos Aires. Schon vor über 20 Jahren ging dort das ungewöhnliche Radio Loco über den Äther. Seither hat sich diese Radioidee in Lateinamerika verbreitet.
Gianni Python, Initiant von Radio loco-motivo, arbeitete zwei Jahre in Chile in einer psychiatrischen Klinik und kam in Kontakt mit Radio Loco, dessen Wirkung ihn überzeugte. Für ihn war sofort klar: «Radio ist eine Brücke zur Aussenwelt und bietet die Möglichkeit, soziale Stigmata abzubauen. Und Radio machen ermutigt und verwandelt die Radioschaffenden.»
In Zusammenarbeit mit der Radioschule klipp+klang, der Interessengemeinschaft Sozialpsychiatrie IGS Bern und dem Berner Gemeinschaftsradio RaBe fand Gianni Python die Möglichkeit, die Radio-Idee auf die Schweiz zu übertragen und sie in einer regelmässigen Sendung in der Berner Radiolandschaft fest zu verankern. Mitgetragen wird das Projekt vom Verein Ex-In Bern, der Vereinigung Angehörige von Schizophreniekranken VASK, der Interessengemeinschaft Psychose-Seminar Bern und den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern UPD.