Radio DRS hat sich von seinem «Radiodoktor» getrennt, der diese Aufgabe während fünf Jahren klaglos erfüllt hatte. Grund: Der Landarzt Jean-Jacques Fasnacht aus dem zürcherischen Benken engagiert sich seit zwölf Jahren gegen das geplante Atommülllager in seiner Gemeinde. «Das haben die Verantwortlichen damals gewusst. Alle habens gewusst, aber jetzt bin ich plötzlich nicht mehr erwünscht», klagte Fasnacht am Dienstag gegenüber dem Klein Report. Sein Auftragsverhältnis war von Radio DRS fristlos gekündigt worden, bestätigte er einen Artikel im «Tages-Anzeiger».
Auch der zuständige Bereichsleiter Inhalt bei Radio DRS1, Ueli Ebneter, bestätigte den Vorgang. «Wir hatten eine schriftliche Vereinbarung vom September des vergangenen Jahres, wonach Dr. Fasnacht nicht gleichzeitig als Radioratgeber und als Exponent der Oppositionsbewegung auftreten darf», begründete er die Absetzung von Fasnacht. Jetzt habe der Arzt diese Vereinbarung gebrochen, weil er am selben Tag in seinen beiden Funktionen am Radio in Erscheinung getreten sei. Dazu präzisierte Fasnacht, dass er an einem Morgen seine Sendung hatte, und am Nachmittag an einer Versammlung der Atommülllager-Gegner von verschiedenen Journalisten interviewt worden sei, darunter auch von einer Mitarbeiterin von Radio DRS.
Ueli Ebneter sind keine konkreten Klagen von Hörerinnen oder Hörern bekannt. Auch der politische Gegner von Dr. Fasnacht, die Nagra, habe nicht interveniert. «Es geht um die Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit des Senders», hob Ebneter stattdessen hervor. Auch andere Medienhäuser haben nach seiner Aussage derartige Bestimmungen. «Allein schon der Anschein der Voreingenommenheit ist grundsätzlich problematisch», unterstrich er.
Für Dr. Fasnacht geht es bei diesem Rausschmiss ebenfalls um etwas Grundsätzliches: «Ich habe diese Arbeit gerne gemacht und habe sie und mein politisches Engagement immer klar voneinander getrennt», hob er hervor. Auch seinen Kindern sage er immer wieder, dass man für seine Meinung hinstehen solle. «Jetzt fördert Radio DRS die politische Profillosigkeit, dieses Signal ist nicht so gut», sagte er zum Klein Report.
Dienstag
09.05.2006