Der Schweizer Jugendsender Radio 105 ist laut einer Medienmitteilung vom Montag «mit sofortiger Wirkung» aus dem Verband Schweizer Privatradios (VSP) ausgetreten, nachdem vor Jahresfrist die Radios 24, Basilisk, ExtraBE, Pilatus, Aktuell und Zürisee ihren Austritt erklärt hatten. Der Jugendsender von Giuseppe Scaglione «hat sich in all den Jahren seiner Mitgliedschaft nie durch den Verband vertreten gefühlt», schreibt der 105-Chef. Im Gegenteil: Der Verband habe «mehrmals gezielt gegen eine UKW-Verbreitung von Radio 105 gearbeitet und somit gegen seine eigenen Statuten verstossen.» Darum sehe er keine Zukunft mehr in diesem Verband, sagte Scaglione am Montag zum Klein Report. Der VSP habe noch gar nicht gemerkt, was die Digitalisieriung in Zukunft bringen werde. «Ich will jetzt zukunftsgerichtet vorgehen», betonte er.
Der VSP habe in der Vergangenheit eine protektionistische und rückwärtsorientierte Politik betrieben, die nur darauf abziele, «den heutigen Besitzstand vieler Lokalradios zu wahren und gleichzeitig eine markt- und wettbewerbsorientierte Radiolandschaft (das beste Produkt gewinnt) zu verhindern», wirft Scaglione dem Verband vor. Einzelne Mitglieder des VSP seien vor allem damit beschäftigt, ihre Partikulärinteressen durchzusetzen, statt sich für zukunftsträchtige Lösungen im Interesse der gesamten Branche einzusetzen. Es ist für Scaglione unverständlich, dass z.B. Radio Top mit einer neuen Konzession nun bis in die Stadt Zürich senden darf, während den Stationen Radio 24 und Energy Zürich das Gegenrecht bezüglich Winterthur verweigert wurde. Zudem wirft Scaglione die Frage auf, ob und inwieweit Radio Top (bzw. Top-Geschäftsführer und VSP-Präsident Günter Heuberger) beim jüngst konzessionierten DJ Radio mitwirke. Immerhin strahle DJ Radio seit längerer Zeit jede Woche eine Sendung auf Radio Top aus. Auf der Homepage (Startseite) von Radio Top sei zudem die Webseite von DJ Radio verlinkt.
«Der Vorstand des VSP bedauert den Austritt von Radio 105 aus dem Privatradioverband nur bedingt», sagte VSP-Präsident Heuberger am Montagabend zum Klein Report. Er weise die Vorwürfe, der Präsident oder die anderen Vorstandsmitglieder würden Partikulärinteressen vertreten, entschieden zurück, schrieb er weiter in einem Communiqué. Die Behauptung, der VSP würde eine SRG-freundliche Politik betreiben, gehöre so ziemlich zu den absurdesten Vorwürfen, die in den letzten Jahren in einer nicht zimperlichen Branche gemacht wurden. Scaglione habe in den Jahren seiner Mitgliedschaft im VSP selten die Mitarbeit und faire Auseinandersetzung mit Argumenten im Verband gesucht, sondern lieber die Öffentlichkeit mit teilweise kontraproduktiven Mediencommuniqués bombardiert.
Montag
07.03.2005