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Dienstag
04.03.2008

«Völlig anders als alle anderen Radios» soll der neue Sender Radio 1 des Zürcher Radiopioniers Roger Schawinski sein, wenn er am 17. März um 5.30 Uhr mit dem Normalprogramm auf Sendung geht. Der Radio-24-Gründer will das Medium Radio wieder so machen, wie er es für «richtig» hält: Bei den Nachrichten schneller als das Internet, ohne «blöde Spielchen» und kindisches Gebaren sowie mit der Musik der letzten 45 Jahre - ein Sender voll und ganz für den 62-Jährigen, der sich und seinem Publikum die Möglichkeit geben will, sich mit der Musik der Jugendzeit wieder jung zu fühlen.

Mit solchen Worten umschrieb Roger Schawinski am Dienstag vor den Medien seine Ziele mit Radio 1, das er als UKW-Radio Tropic mit der Frequenz 93,0 MHz vor einem halben Jahr gekauft hat. Seit Beginn des laufenden Jahres ist er unter dem Stichwort «Soundcheck» auf Sendung und hat in dieser Zeit rund 3000 Musikstücke sendebereit gemacht. Pro Stunde will er zwei oder drei aktuelle Songs laufen lassen, im übrigen ältere Stücke bis zurück zu den Anfangszeiten von Beatles und Rolling Stones. Zu hören ist er auf der bisherigen Frequenz, im Internet sowie im ganzen Cablecom-Netz.

Grossen Wert legen Roger Schawinski und sein Redaktionsleiter Sandro Broz auf die ultraschnelle Weitergabe von Neuigkeiten. Notfalls mitten im Programm sollen «Breaking News» eingespielt werden, wobei für Nachrichten die hochdeutsche Sprache gelte, für die übrige Moderation die Mundart. Hinzu kommen zusätzliche Informationen, Einschätzungen und Hintergründe sowie am Abend eine umfassende Aufbereitung der Schwerpunktthemen. Zur Vermittlung dieser Informationen legt das Duo Schawinski/Broz grossen Wert auf die selben Moderatoren für die gleichen Sendegefässe. «Wir wollen wieder Radio-Personalities aufbauen», sagte Schawinski.

Radio-Personality Nummer 1 am Radio 1 ist zweifellos der Besitzer selbst, der am Sonntag um 12 Uhr (wieder) mit seiner legendären Sendung «Doppelpunkt» als aktueller Gesprächsrunde auf Sendung gehen will. Hinzu kommen die Chefredaktoren Felix E. Müller (NZZ am Sonntag), Roger Köppel («Weltwoche») und Peter Rothenbühler («Le Matin») mit einer täglichen Kolumne sowie eine tägliche Politsatire von Marc Jäggi über das Ehepaar Christoph und Silvia Blocher am Frühstückstisch.

Insgesamt will Roger Schawinski zwischen acht und zehn Millionen Franken in den Sender stecken, wobei er im Stil der «Alt-68er» allen Businessplänen eine Abfuhr erteilte: «Radio 1 ist kein Marketingprodukt, sondern hat Herz und Seele, weil es aus einem Bauchgefühl entstanden ist.» Finanziert werden soll es über Werbung, wobei der Verkauf «erstaunlich gut» angelaufen sei. Ab kommender Woche startet Schawinski eine «grössere Werbekampagne» auf Plakaten, in den Trams und in Printmedien. Ein Sender für Zürich? «Ja, aber nicht nur», sagte Schawinski in der ihm eigenen Unbescheidenheit. «Zürich ist Teil des globalen Kontextes, und insofern sind wir der Sender dafür.» - Siehe auch: Roger Schawinski macht aus Radio Tropic einen Sender für Erwachsene und Roger Schawinski zurück am Start