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Samstag
13.09.2008

Gewissermassen als Kontrast zu den verschiedenen schweizerischen und gewissermassen internen Referaten am Verlegerkongress in Montreux präsentierte der Präsident des südafrikanischen Verlegerverbandes, Trevor Ncube, die Situation in Afrika. «Ich habe euch zugehört und muss sagen, ich weiss gar nicht, welche Probleme ihr habt, ihr habt ja sooo ein komfortables Leben», begann der ursprünglich aus Zimbabwe stammende Verleger seine Ausführungen. Und dann zählte er auf: Wer eine Zeitung herausgeben, ein Radio oder eine Fernsehstation betreiben will, braucht dazu eine Lizenz der Regierung. «Wer nicht auf gutem Fuss mit der Regierung ist, hat es also schon mal schwierig», sagte Ncube. Hinzu kommt, dass die Regierungen direkt oder indirekt die wichtigsten Inserenten sind, und wer einen Kredit von der Bank will, hat wieder dasselbe Problem, da auch hier die starke Hand der Regierung wirkt.

Wenn man trotzdem zu einer Lizenz gekommen ist, fängt das Abenteuer erst an: Alte, unzuverlässige Druckmaschinen, schlechte Strassen zur Verteilung der Zeitungen, eine vielfach des Lesens nicht mächtige Bevölkerung, die wenig Geld hat, und so weiter. Wenn man Trevor Ncube zuhörte, kam man immer mehr zum Gedanken, dass es nahezu unmöglich sein muss, in Afrika publizistisch aktiv zu sein. Trotzdem lud er Investoren aus der Schweiz ein, mit einem kleinen Teil ihrer vielen Millionen nach Afrika zu kommen und zum Aufbau von demokratischen Gesellschaften beizutragen, da er die Medien als Träger einer solchen Entwicklung sieht. «Man kann mit wenig viel bewegen», versicherte er. Vor allem Internet und Mobiltelefonie seien eine grosse Chance, da die Regierungen wenig Kontrollmöglichkeiten darüber hätten und die Distributionsprobleme wegfallen.