Die Publigroupe «verschärft das laufende Kostensenkungsprogramm». Das wichtige Geschäftssegment Media Sales, «das unter der Marke Publicitas auf die Vermarktung von Presse-, Fernseh-, Radio-, Kino- und Online-Werbung ausgerichtet ist, sieht sich jedoch mit einer stark rückläufigen Nachfrage konfrontiert», teilte der Vermarktungskonzern am Dienstagmorgen mit.
Leider bezieht sich auch die Publigroupe auf die Krise an den Finanz- und Kapitalmärkten und den dadurch ausgelösten Wirtschaftsabschwung als Grund. Das ist natürlich nur die halbe Wahrheit, muss da der Klein Report ergänzen. Das seit Februar dieses Jahres laufende «Veränderungsprogramm» bei der Publicitas scheint zu greifen. Da die strukturelle Anpassung beim börsenkotierten Unternehmen aber mindestens fünf Jahre zu spät kommt, muss der Konzern mehrere Gänge zuschalten. Dass der Juni (-15,1 Prozent) mit der einmaligen Euro 08 vor allem den Print-Anbietern das Geschäft verhagelt hat, ist eines, erst der September hat mit einem Minus um 13,6 Prozent dem Letzten die Augen geöffnet. Der Oktober, dessen Zahlen in den nächsten Tagen durch Statistiker bekannt gegeben werden, liegt im Printbereich nochmals schätzungsweise 12 bis 14 Prozent im Minus (je nach Rechnungsart).
Der Vermarkter schreibt: «Die Publigroupe hat deshalb das bereits im Sommer initiierte Kostensenkungsprogramm verschärft. Dadurch werden die Kosten von Media Sales Schweiz und International sowie die Kosten der zentralen Dienste von Publigroupe um rund 40 Mio. Fr. statt wie noch im Sommer 2008 vorgesehen um 10 Mio. Fr. reduziert.» 2008 sollen davon 10 Mio. Fr., «im Jahr 2009 rund 30 Mio. Fr. wirksam werden, was insgesamt einer gruppenweiten Reduktion der Kosten von rund 10% entspricht», wie die P weiter schreibt.
«Die tiefgreifenden, von der derzeitigen Finanzkrise noch akzentuierten Veränderungen, denen der Medienmarkt aktuell und längerfristig ausgesetzt ist, veranlassen Publigroupe zudem zu einer Überprüfung des Geschäftsmodells von Media Sales», heisst es weiter. Die detaillierten Ergebnisse würden im Frühjahr 2009 vorliegen. Das Geschäftsmodell «Media Sales» bedeutet, vereinfacht ausgedrückt, dass ein Verkäufer der Publigroupe jeweils alle Mediengattungen verkauft - und nicht wie früher exklusiv Print, TV, Radio oder Internet.
«Der anhaltende Umsatzeinbruch in diesem Geschäftssegment sowie der absehbare Einfluss der Finanzkrise auf das Finanzergebnis der Publigroupe werden zu einem deutlich unter den Erwartungen liegenden Betriebs- und Nettoergebnis der Publigroupe für das laufende Geschäftsjahr führen.»
Hans-Peter Rohner, CEO der Publigroupe, äussert sich in einem zweiseitigen Communiqué am Dienstag folgendermassen: «Werbeausgaben reagieren immer sehr schnell auf konjunkturelle Entwicklungen. Die sich rasch ausbreitende, weltweite Finanzmarktkrise und die um sich greifenden Rezessionsängste schlagen sich denn auch bereits deutlich in der für uns massgeblichen Werbekonjunktur nieder.»
Der seit Sommer anhaltende «substanzielle Rückgang der Stellenanzeigen und der kommerziellen Werbung wichtiger Kundensegmente wie Detailhandel oder Automobilwirtschaft», so Rohner, zwinge zu einer raschen Anpassung. Das betrifft den grossen Bereich «Media Sales» und die «zentralen Dienste». CEO Hans-Peter Rohner: «Dies erfordert gruppenweit einen Abbau von 250 Stellen im Vergleich zum Bestand zu Beginn des Jahres 2008. In der Schweiz ist der entsprechende Abbau hauptsächlich durch das Ausnutzen der natürlichen Fluktuation bereits zum grösseren Teil erfolgt oder im Gange, in weniger als 50 Fällen wird es jedoch noch zu Entlassungen kommen.» Die Reduktion des Personalbestandes betreffe in erster Linie die rückwärtigen Dienste, währenddem die Verkaufskapazitäten weitestgehend aufrechterhalten bleiben sollen.
Im Detail heisst das: «Über diese Personalmassnahmen hinaus werden Aktivitäten von Media Sales, welche nicht zu den Kerntätigkeiten gehören, aufgegeben, die Ausführung aller nicht zwingend nötigen Projekte sistiert und die Infrastruktur und die administrativen Aufwendungen den reduzierten Kapazitäten angepasst.» Die Veränderungen in den Medienkonsumgewohnheiten und infolgedessen auch jene in der Werbewirtschaft und in der Medienindustrie «sind tiefgreifend und von Dauer», so Hans-Peter Rohner.
Der Lausanner Vermarktungskonzern hat «ein umfassendes Projekt gestartet, das die Konsequenzen und Opportunitäten, die sich für Media Sales aus diesen Veränderungen ergeben, detailliert analysieren soll». Es werde die Grundlagen für eine «umfassende Beurteilung des heutigen Geschäftsmodells von Publicitas als Partner der nationalen und internationalen Verlags- und Werbebranche» liefern.
Die Publigroupe halte jedoch weiterhin an ihrer letztes Jahr «neu definierten und seit Beginn dieses Jahres umgesetzten Gesamtstrategie fest». Die übrigen Geschäftsbereiche entwickelten sich befriedigend, vor allem der Bereich Digital & Marketing Services.
Die Publigroupe-Geschäftsentwicklung und die durch die Konjunkturflaute getrübten Aussichten schlugen sich im laufenden Jahr deutlich auf den Börsenkurs der Publigroupe-Aktie aus. Anfang 2008 war der Titel noch für 369.75 Franken gehandelt worden. Am Dienstag nach Börsenschluss notierte er bei 121.70 Franken. Dies entspricht einem Plus gegenüber dem Vortag von immerhin 8,7 Prozent, die Börse scheint die getroffenen Massnahmen also positiv zu bewerten.
Dienstag
04.11.2008