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Mittwoch
14.06.2006

Die wirtschaftliche Lage auf dem Schweizer Werbemarkt stand während der Publicitas-Verlegertagung am Mittwoch im Zentrum. Verschiedene vom Klein Report befragte Vertreter aus Werbeverbänden und Verlagen gaben mehrheitlich positive Signale über die jüngste Entwicklung zu Protokoll. Man hörte es gerne: Die Werbeauftraggeber seien tendenziell bereit, mehr zu investieren, formulierte es der Verbandsdirektor der Auftraggeber.

Jürg Siegrist, Direktor Schweizer Werbe-Auftraggeberverband: «Das erste Halbjahr 2006 erfreute durch den Zugang von fünf grossen neuen Mitgliedern, darunter Ikea, Nike und Hyundai. Dem gegenüber steht kein einziger Austritt. Wir stellen fest, dass die Angebote vom Verband mehr denn je genutzt werden.» Der Stellenwert vom Werbe-Auftraggeberverband verstärkt sich laufend, sagte Siegrist gegenüber dem Klein Report. «Wir bieten unsere Leistungstools sehr zielgerichtet an und sind darum äusserst unglücklich darüber, dass es keinen einheitlichen Wert für Plakate gibt.» Kopfzerbrechen bereiten dem SWA-Direktor die neuen Urheberrechtsgesetze vom Seco. «Die Bevölkerung wird immer mehr für unmündig erklärt», gerade mit Blick auf die Fussball-EM 08 sei da noch grosser Handlungsbedarf. Die Werbeauftraggeber seien tendenziell bereit, mehr zu investieren, nicht im klassischen Sinn, sondern mehr Investitionen in neue Medien und Sondermassnahmen fliessen zu lassen, konkretisierte Siegrist.

Für Daniel Kaczynski, Geschäftsführer Verband Schweizer Presse, begann das Jahr sehr positiv, weil das Parlament das revidierte Radio- und Fernsehgesetz annahm: «Die Bestätigung von vier Jahren Arbeit liess uns so mit einem Grosserfolg ins neue Jahr starten.» Somit sei eine solide Basis für die Weiterarbeit von privaten Radio- und Fernsehstationen gegeben, gar ein «Meilenstein» gesetzt. Eher Kopfzerbrechen bereitet ihm noch immer die Aus- und Weiterbildung im Verlagsbereich. Zwar habe man mit dem Ausbildungszentrum qualitativ die besten Voraussetzungen und mit der neuen Leiterin, Josefa Haas, genau die richtige Person gefunden, wie Kaczynski betont. Nur habe «die Verlagsseite die Notwendigkeit von Aus- und Weiterbildung noch nicht für sich selber entdeckt». Zudem möchte Kaczynski auch der Journalistenseite die Verlagsbranche schmackhaft machen und mit dem Diplomlehrgang «Verlagsmanager» neue Karrierewege aufzeigen.

Für das zweite Halbjahr steht beim Verlag Schweizer Presse eines der Highlights während des Jahres vor der Tür: der Verlegerkongress im September. Der Inserateverkauf für das Magazin sei «überdurchschnittlich gut im Vergleich zu den Vorjahren. Man merkt, dass wieder mehr Budgets vorhanden sind und diese auch im Inseratebereich ausgegeben werden.»

Josefa Haas, Leiterin des Medieninstutes des Verbandes Schweizer Presse: «Das Bewusstsein für ein professionelles Medienmanagement wächst im Schweizer- und deutschsprachigen Raum zusehends», analysiert Haas. Die «schlechten Jahre» im Verlagswesen hätten bei den Verantwortlichen ein neues Bewusstsein an den Tag gebracht. «Vermehrt sind Werte wie Glaubwürdigkeit, Zuversicht und ein modernes Tempo in der Verlagswelt ins Bewusstsein gerückt», führt sie aus. «Wir wollen das Medieninstitut als Kompetenzzentrum für die Wissensvermittlung in den Medienbrachen platzieren.» Ab Spätsommer rechnet Haas mit einem Dutzend Teilnehmern am Diplomkurs Medienmanager.

Barbara Dohner, Verlagsleiterin Zürichseepresse AG: «Im Lokalinseratemarkt haben wir noch immer gute Werte, das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass wir noch immer mit denselben Problemen kämpfen wie im Vorjahr und der Werbemarkt noch immer verhalten auftritt», gibt sich Dohner zurückhaltend. Einen grossen Nutzen für die Inseratesegmente bringe die Möglichkeit der kompletten Farbigkeit. «Die neue Druckmaschine und die damit verbundenen Farbtarife sind ein riesengrosses Plus und macht die Inseratefarbigkeit auch für Lokalinserenten spannend», sagte Dohner gegenüber dem Klein Report.

Kathrin Spross, Verlegerin Anzeiger der Stadt Kloten: «Eine Einbusse von 50% mussten wir bei einem unserer Kombis hinnehmen», jedoch führte Spross weiter aus, dass die Wahlen ein erfreuliches Zubrot im 1. Halbjahr 2006 waren. Die Verlegerin merkte dazu an, dass der Wahlkampf grösstenteils auf der lokalen und nicht regionalen Ebenen ausgetragen wurde. Das Lädelisterben, vor allem in der Agglomeration, bringt neue Probleme mit sich. «Die KMUs haben immer weniger Werbegelder zur Verfügung und geben diese auch noch vermehrt für andere Werbeformen wie Flyers aus, anstatt für Inserate», analysierte Spross.