Content:

Mittwoch
14.06.2006

Regionalzeitungen können auch künftig noch Identität zwischen Redaktion und Leserinnen und Lesern stiften, wenn sie sich radikal renovieren und dabei mehr Nähe zum Lesepublikum schaffen. Auf diese Forderung lässt sich das «Renovationsprogramm» reduzieren, das Professor Roger Blum, Direktor des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Bern, an der Verlegertagung am Mittwoch vorstellte. Sechs Punkte umfasst sein Programm und mündet in der Schaffung eines publizistischen Kompetenzzentrums, das dem Publikum auch andere Medien (Bücher, CDs, DVDs) verkauft.

Nicht allein die pekuniäre Seite der Regionalzeitungswirtschaft beschäftigt den Professor. Erste Forderung seines Programms unter dem Titel «Identität durch die Regionalzeitung auch morgen? Ein Renovationsprogramm»: «Alles, was nur lokal interessiert, und alles, was dokumentarischen Charakter hat, gehört ins Internet.» So weit, so gut. Neu an Blums Programm ist der Anspruch, die Debatten auch ausserhalb des Hauses zu führen: Die Regionalzeitung stiftet die Diskussionen, indem sie etwa Turnhallen und andere Begegnungsstätten mietet. Folglich soll die Zeitung auch «Eins mit dem Volk» sein und sich für die demokratische Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger engagieren. Blum wörtlich: «Sie soll dem Volk dienen und nicht der Elite.»

Weniger aufregend schliesslich ist Blums Forderung nach dem Zeitungsnutzen: «Die Zeitung ist die neue `Vertrauensperson`. Sie berät die Menschen bei Alltagsproblemen. Und sie erleichtert ihnen den Zugang zu Ereignissen und Einrichtungen.» Und konsequenterweise, um den Bogen zur wirtschaftlichen Situation zu schliessen: «Die Regionalzeitung kann die überregionale journalistische Kompetenz nur sichern, wenn sie sich an einem grossen Mantel beteiligt.»