Die Zeit der Behäbigkeit und der dörflichen Verankerung ist auch in der von viel Landwirtschaft (und Industrie) geprägten Ostschweiz passé - und damit auch das Modell der drei «Tagblatt»-Lokalausgaben, die bis Ende März die Zeitungslandschaft im Siedlungsband von Rorschach-St.Gallen-Gossau prägten. Wie Gottlieb Höpli, Chefredaktor des «Tagblatt», am Mittwoch an der Publicitas-Verlegertagung in Thun erklärte, hätte eine umfangreiche onlinebasierte Umfrage bei 1000 Abonnenten dazu geführt, die bisherige Ordnung sanft auf den Kopf zu stellen, denn bei 44% der rund 90 000 Leserinnen und Leser waren Arbeits- und Wohnort nicht mehr identisch, 45% verbringen ihre Freizeit ausserhalb des Wohnorts und 62% wünschten mehr Infos über die gesamte, 25 Kilometer lange Region. Fazit: Seit dem 31. März gibt es nur noch eine Ausgabe: «St. Galler Tagblatt - Ausgabe für Stadt und Region St. Gallen» mit einer Auflage von 44 975 Exemplaren.
Seit dem 1. April 2006 umfasst der Regionalteil mindestens 16 Seiten und ist thematisch hierarchisiert (statt nur geografisch), wie Höpli weiter erläuterte. Nebst einer neuen Blattstruktur seien auch neue Gefässe (Namen und Notizen, Nachtleben) integriert worden und damit die Zeitung auch interessanter für ein jüngeres, urbanes Publikum geworden. Kurz: Aus 3 wurde 1. «Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Akzeptanz für die neue Lösung hervorragend ist», betonte er zum Schluss: Bei einer Auflage von 45 000 Exemplaren habe es gerade ein knappes Dutzend Abonnementskündigungen gegeben, die auf das neue Konzept zurückzuführen seien. Sein Schlusswort: «Wir sind gut unterwegs.»
Mittwoch
14.06.2006