«Die regionale Tageszeitung: Herausforderung an eine neue Zeitungskultur», lautete der Titel der sechsten Publicitas-Verlegertagung vom Mittwoch in Thun. Eröffnet wurde der von rund 120 Verlagsfachleuten besuchte Anlass von Generaldirektor Otto Meier, der im Fussball-Supporter-Leibchen auftrat und eine Brücke zwischen dem Medienspektakel der Weltmeisterschaft und dem Tagungsthema zu schlagen versuchte. Die Regionalzeitungen erfüllten ihre unentbehrliche Aufgabe als Fortschreibung der Aktualität nicht mehr immer, stellte eingangs Medienprofessor Roger Blum fest, gefolgt von René Grossenbacher von der Publicom, der ebenfalls nach einer Verstärkung des Heimatgefühls rief, um erfolgreich zu sein. Anschliessend machte Pierin Vincenz von der Raiffeisen-Bankgruppe deutlich, dass regionales Denken auch in anderen Bereichen Erfolg versprechend sei: Sein Institut liege heute mit 84 Mrd. Franken Hypotheken nach der UBS (147 Mrd. Franken) auf dem zweiten Platz und noch vor der CS (66 Mrd. Franken) und der Zürcher Kantonalbank (50 Mrd. Franken).
Da der Umgang mit neuen Medien (Internet und Mobile) immer wichtiger wird, stellt anschliessend Direktor Markus Bieri von der zur Publicitas gehörenden Publiconnect Publisherconnect als neue Lösung für regionale Online-Rubriken-Marktplätze vor. Nicht ohne Stolz gab er in diesem Zusammenhang bekannt, dass die «Neue Zürcher Zeitung» ihren Stellenanzeiger neu mit diesem Angebot bewirtschaften werde. Mit dem Argument «Kein Unternehmen hat sich zum Marktführer gespart» überraschte schliesslich vor dem Mittag Walter Walzl vom österreichischen Styria-Konzern («Kleine Zeitung») die Anwesenden, indem er eine vollständige Abkehr von bisherigen Rabatt-Denkweisen nicht nur propagierte, sondern anhand konkreter Ergebnisse auch als überaus erfolgreich darstellte.
Drei Verantwortliche von regionalen Zeitungen legten den Schwerpunkt des Nachmittags. Dabei versuchten «Landbote»-Geschäftsführer Lothar Dostal, «St.-Galler-Tagblatt»-Chefredaktor Gottlieb F. Höpli und Edipresse-Regionaldirektor Eric Hoesli Mut zu machen zu Veränderungen und zur Abkehr von ausgetretenen Wegen. Die Zusammenarbeit zwischen Print, Online und Mobile eröffne faszinierende neue Möglichkeiten, sagten sie unisono. Es gelte den Leser und seine Bedürfnisse zu suchen und diesen mit Kreativität entgegenzukommen. Ganz ähnlich sprach aus völlig anderer Perspektive auch Gavin O`Reilly, Präsident des Weltverlegerverbandes und Verleger des «Irish Independent» in Dublin: Wer seine Region und ihre Leserschaft kenne, könne auch mit deutlich höheren Verkaufpreisen erfolgreich sein, lautete seine Botschaft.
An der Verlegertagung der Publicitas wurde auch ein kulinarisches Highlight geboten: mit italienischer Küche, Krevetten und Saltimbocca mit Marsalasauce und vieles mehr. Die rund 140 Verleger, Verlagskader und Verteter der Publicitas liessen es sich schmecken. Auch bei den Rebensäften trumpften die Veranstalter gross auf - mit einem Merlot del Ticino «Baiocco» des einheimischen Winzers Guido Brivio.
Mittwoch
14.06.2006