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Donnerstag
11.03.2010

Die Publicitas AG hat wegen hoher Ausstände eine Betreibung gegen die Unio AG eingeleitet. Die im solothurnischen Rickenbach ansässige Firma entwickelt, lizenziert und vertreibt Softwareprodukte zur Platzierung von Rubriken- und anderen Inseraten in Print- und elektronischen Medien. Nach Recherchen des Klein Reports betreffen die Geldforderungen Geschäftsbeziehungen vor September 2009. Die beiden Parteien, Robert Schmidli, CEO der Publicitas AG, und Peter B. Müller, CEO und Verwaltungsratspräsident der Unio AG, hatten erst einen Kontakt zusammen. «Im September hat Unio mit Publicitas eine erste Vereinbarung für die Rückführung der Ausstände abgeschlossen», sagte Peter B. Müller am Donnerstag gegenüber dem Klein Report.

Jetzt eskaliert der Streit: Um die Anzeigenaufträge der bisher über die Unio AG hereingekommenen Inserate «weiterhin termingerecht und in der erforderlichen Qualität erscheinen zu lassen», hat die Publicitas für diesen speziellen Fall «eine temporäre Anlaufstelle eingerichtet», wie sie betroffenen Kunden in einem Brief vom 4. März 2010 mitteilte. Das heisst konkret: Die Kunden des Vermittlers Unio AG können per sofort ihre Anzeigenaufträge direkt beim anderen Inseratevermittler Publicitas buchen.

Einen Tag später informierte die Unio AG in einem Schreiben ihre Kunden «betreffend Zusammenarbeit Unio/Publicitas AG» und bestätigt «Zahlungsrückstände gegenüber der Publicitas». Die Firma führt das auf «einen erheblichen Verlust im Zusammenhang mit einem Insolvenzverfahren eines Grosskunden» im vergangenen Jahr zurück. Peter B. Müller erklärte am Donnerstag gegenüber dem Klein Report, dass es sich hier um den Kunden RheinMainClick (RMC) handle: «Die fünf Gesellschafter haben die Firma Mitte 2009 in die Insolvenz geschickt. Praktisch gleichzeitig mit der Bekanntgabe haben wir die Software-Applikation zum Test an RMC freigeben wollen.»

Gemäss Müller ist bei ihm bis Donnerstag auch keine Betreibung gegen die Unio AG von der Publicitas AG eingegangen. Er bedauert das Vorgehen der Publicitas, zumal seitens Publicitas ausdrücklich kommuniziert wurde, dass sie an einer positiven Lösung interessiert seien. Als sehr befremdlich wertet Müller die Aktion von Publicitas, «seine» Kunden direkt anzugehen, «unsere Anwälte prüfen den Sachverhalt». Danach werde man das weitere Vorgehen bestimmen, so der Geschäftsführer der Unio.

Unter anderem wegen der Probleme mit der RheinMainClick zahle die Unio AG «seit September 2009 sämtliche Aufträge, welche über Publicitas abgewickelt werden, im Voraus». Dieses Vorgehen habe die Liquidität zusätzlich strapaziert.

In dem Brief an ihre Kunden schreibt die Unio AG, dass sie sich seit Wochen intensiv um eine «einvernehmliche Lösung für die Bereinigung der früheren Ausstände» mit der Publicitas bemühe. Die sei aber auf diese Bestrebungen «bisher nicht ernsthaft eingetreten». Die P-Aktion lasse vielmehr den Schluss zu, Publicitas sei «aus wettbewerbspolitischen Überlegungen gar nicht an einer solchen Lösung interessiert», wird den Kunden in dem Brief vom 5. März 2010 erklärt.

Gegenüber dem Klein Report unterstreicht Unio-CEO Peter B. Müller, dass sein Unternehmen die Absicht habe, jeden Franken zu zahlen: «Unsere Vorschläge an die Publicitas haben nie einen Verzicht in dieser Sache beinhaltet. Hier handelt es sich um Zahlungsmodalitäten.»

Da die Unio AG «die notwendigen Mittel aus dem Aktionärskreis sichergestellt hat», um die Insertionsaufträge an die Verlagstitel der Publicitas im Voraus zu finanzieren, sei ein Ausweichen auf die neu geschaffene Publicitas-Anlaufstelle nicht nötig.

Von der Publicitas konnte am Mittwoch und Donnerstag weder Publicitas-CEO Robert Schmidli noch Publigroupe-CEO Hans-Peter Rohner für eine Stellungnahme erreicht werden.