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Sonntag
04.12.2011

Drastische Sparmassnahmen bei der Publicitas: 200 von 1300 Mitarbeitenden verlieren in den kommenden drei Jahren ihre Stelle, wobei der Abbau die Schweizer Standorte und die ausländischen Niederlassungen gleichermassen trifft. Allein in der Schweiz werden im Bereich Backoffice 32 von 35 Standorten geschlossen. Publigroupe-Sprecher Beat W. Werder erklärte gegenüber dem Klein Report, wieso der Stellenabbau unvermeidbar sei und wie viele digitale Expertinnen und Experten allein die Publicitas künftig brauchen wird.

«Für den Verwaltungsrat der Publigroupe war klar, dass das Geschäftsmodell der Publicitas nachhaltig gestärkt werden muss und eine weitere Optimierungsrunde unvermeidbar ist», erklärte Werder dem Klein Report. Die Publicitas sei in ihrer Tätigkeit stark konjunkturabhängig. Die negative konjunkturelle Entwicklung der vergangenen Monate habe sich entsprechend stark auf die Umsätze ausgewirkt. Da zudem die Aussichten für 2012 «sehr trüb» seien und erst 2013 mit einer Stabilisierung der Umsatzzahlen gerechnet werden könne, seien Sparmassnahmen notwendig.

«Zudem hat die Publicitas auf nationaler Ebene einige Accounts verloren, was die Lage zusätzlich erschwert», erklärte er. Was nicht bedeuten soll, dass die Publicitas eine schlechte Arbeit mache. «Viele Bereiche funktionieren gut, Vorzeigebeispiele sind unsere Arbeit für die NZZ oder zahlreiche Aufträge im regionalen und lokalen Bereich», betonte er. Dennoch: «Derzeit steht die Kostenstruktur in einem Missverhältnis zu den Umsätzen. Wir müssen sie unbedingt den neuen Realitäten anpassen», sagte Beat W. Werder gegenüber dem Klein Report.

Konkret bedeutet dies: Allein in der Schweiz werden 100 Stellen abgebaut, im Bereich Backoffice werden 32 von 35 Standorten bis 2014 geschlossen. «Die Umsetzung der Massnahmen beginnt ab sofort. Der Abbau erfolgt nicht in einer bestimmten Region, sondern gleichermassen in der ganzen Schweiz», verriet er. Da sich der Abbau der 100 Stellen auf eine dreijährige Periode verteilen soll, hofft er, dass ein Teil davon durch natürliche Fluktuation erfolgt. «Wir hoffen auf sozialverträgliche Lösungen. Doch punktuell kommt es sicher zu Entlassungen», sagte er.

Zittern müssen auch die Angestellten an den 21 Publicitas-Standorten im Ausland. «Heute tritt die Publicitas im Ausland zu fragmentiert auf mit vielen, vergleichsweise kleinen Büros», sagte Werder. «Sie muss ihr Netzwerk reduzieren und sich auf einige Kompetenzzentren konzentrieren und diese stärken», erklärte er. Noch sei nicht klar, welche Standorte in Gefahr sind.

Beat W. Werder zeigte sich derweil überzeugt, dass auch nach dem Abbau von 32 Schweizer Publicitas-Niederlassungen weiterhin eine «flächendeckende lokale Präsenz» garantiert werden kann. «Man muss hier zwischen dem Front- und dem Backoffice-Bereich unterscheiden. Der Aussendienstmitarbeiter wird nach wie vor regional tätig sein. Er wird aber nicht mehr unbedingt ein Büro und einen Parkplatz in der Region haben», sagte er. «Dass die Inserateverarbeitung pro Sprachregion nur noch an einem Ort erfolgen wird, wird der Kunde vielfach gar nicht bemerken, da er dennoch in der Region einen Ansprechpartner hat», erklärte Werder im Gespräch mit dem Klein Report. Überhaupt sei das Einsparpotenzial im Backoffice-Bereich gross. «Heute gibt es bei der Publicitas unterschiedliche Standards, wie ein Inserat erfasst, verarbeitet und abgewickelt wird. Einerseits ist eine Standardisierung wichtig, andererseits müssen wir unseren Kunden noch vermehrt die Möglichkeiten aufzeigen, dass sie ihre Inserate auch unter www.publicitas.ch oder - falls es sich um einen Kleinbetrieb handelt - auf Business2Business-Ebene aufgeben können», so Werder weiter.

Nicht nur auf Gruppenebene, auch bei der Publicitas an sich würden digitale Kompetenzen in den kommenden Jahren noch wichtiger. «Bisher sind bei der Publicitas 35 Mitarbeitende mit digitalen Aufgaben beschäftigt. Ihre Zahl werden wir innert nützlicher Frist verdoppeln», verriet Beat W. Werder dem Klein Report. Die Ambitionen sind denn auch hoch. Publicitas will den Marktanteil beim Display-Marketing von sechs auf 20 Prozent steigern.