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Mittwoch
24.09.2008

Ein wenig Goldgräberstimmung verbreitete am Podiumsgespräch in Zürich der Berliner Medien- und Kommunikationstheoretiker Norbert Bolz. Wiederholt betonte er, die neue Medienwelt als Zusammengehen von Internet, Mobile, Print, TV und Radio stehe erst ganz am Anfang. «Niemand kann sagen, wohin die Reise geht, aber das ist der Moment der Freiheit», sagte er. «Jetzt kann man Claims abstecken, und Unternehmer haben die Chance, neue Ideen durchzusetzen.» Dabei hätten auch kleine Firmen eine Chance, die dazu allerdings eine starke Markenpersönlichkeit aufzubauen hätten, sagte er.

In dieser Rolle präsentierte sich namentlich Urs Gossweiler, Verleger der «Jungfrau-Zeitung» und Promotor des «Mikrokosmos Jungfrau», in der Medienkonvergenz schon seit Jahren praktiziert wird. «Es geht uns gut», versicherte er auf die Frage von Gesprächsleiter Christian Gartmann, P-Marketing- und Kommunikationsleiter. Zu seinem Verständnis von Internet erklärte er, dieses sei einerseits ein Absatzkanal, aber auch die Basis für den ganzen Arbeitsfluss. Ganz im Sinn von Professor Bolz soll man in seinem Gebiet im Berner Oberland über die Homepage alles finden von Nachrichten über Marktplätze bis zu den regionalen Anlässen.

Auch Peter Weigelt, Ex-FDP-Nationalrat, Mediapolis-Gründer und Initiant von Internet-TV, ist eine Unternehmerpersönlichkeit in diesem Sinn. Mit dem Sportfernsehen auf dem TV-Sender U1 hat er eine Plattform für regionale und weniger populäre Sportarten wie Handball, Rollhockey, Faustball und Kampfsport geschaffen. Nach dem Rauswurf von U1 bei Cablecom wechselte Weigelt mit seinem Programm zum Privatsender Star TV.

Diese Sportarten haben mehr Aufmerksamkeit erhalten und konnten damit auch Sponsoren und damit Geld erhalten. Beispielsweise habe er mit der Ausstrahlung der Fussballspiele der Challenge-League (Nationalliga B) Pepsi gewinnen können. «Die Clubs und ihre Verbände erhalten die lokalen und regionalen Sponsoren und wir die nationalen», sagte Weigelt zur Aufteilung. Und sein Motto: «Just do it!»

Das war auch das Stichwort von Regula Fecker von der jungen Zürcher Agentur Rod Kommunikation. «Ich habe zu oft gehört, `das geht nicht`, und ich mag es nicht mehr hören», sagte sie. Beispielsweise habe die auf gelbes Papier gedruckte Ausgabe von «20 Minuten» für Rivella gelb diesem Anspruch entsprochen. «Alle haben sich geärgert, dass sie es nicht selbst gemacht haben», berichtete sie aus der Werbebranche. Um vermehrt auf solche Gedanken zu kommen, wünschte sie sich von den Verlagen mehr und genaue Informationen über ihre Leser. «Ich will wissen, wer wann, wo und mit wem eine Zeitung liest, um diese Leser zu erreichen.»

Diesen Ball nahm Thomas Bargetzi auf, CEO/Sales Director Schweiz der Publicitas, dem zwar gerade die gelbe «20 Minuten»-Ausgabe für Rivella nicht gefallen hatte: «Ich wäre froh um mehr neue Ideen aus den Verlagshäusern», sagte er ganz generell. Kunden und Agenturen seien oft zu wenig mutig, weil sie Angst vor einem Misserfolg haben», sagte er. Die ganze Branche müsse neue Ideen entwickeln, wünschte er sich.