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Freitag
04.03.2005

Der Fernsehkonsum der Deutschen verändert nach Auffassung des Medienpsychologen Peter Winterhoff-Spurk allmählich den sozialen Charakter der Gesellschaft. Der Trend gehe zum «kalten Herzen», erklärte der Wissenschaftler, der seit 20 Jahren die emotionalen Auswirkungen der Medien auf den Zuschauer erforscht, am Donnerstag in Saarbrücken, wie «Die Welt» schreibt. Die Gefühlskultur der Gesellschaft wandle sich ins Oberflächliche, Theatralische und Sexualisierte, in eine Selbstinszenierung mit ständigem Drang nach Aufregung. Gefühle würden lediglich dargestellt, aber nicht wirklich empfunden.

Jeder Bundesbürger sitzt den Angaben zufolge durchschnittlich dreieinhalb Stunden am Tag vor der Mattscheibe. Das Ergebnis der Charakterformung durch das Fernsehen sei ein «politisch desinteressierter, gesellschaftlich nicht engagierter, an seinen Arbeitgeber emotional nicht gebundener Single», erläuterte der Psychologie-Professor, der jetzt ein Buch (Kalte Herzen - Wie das Fernsehen unseren Charakter formt, Klett-Cotta) zu dem Thema veröffentlichte. Winterhoff-Spurk forderte Grenzwerte fürs Fernsehen.