Der Pariser Prozess gegen Top-Terrorist Carlos wegen eines aus französischer Haft geführten Telefon-Interviews ist in letzter Sekunde verschoben worden. Der Vorsitzende Richter der 17. Strafkammer, Nicolas Bonnal, gab zur Begründung einen anderen Terrorprozess an, bei dem die Anwältin und Lebensgefährtin des Venezolaners, Isabelle Coutant-Peyre, am Dienstagnachmittag als Verteidigerin auftreten musste. Als neuer Termin für das Verfahren wegen «Rechtfertigung des Terrorismus» wurde der 28. Februar 2006 angesetzt. In dem Prozess muss sich Carlos alias Illich Ramirez Sanchez für Aussagen in einem Telefon-Interview mit dem Sender M6 verantworten, das der Sender am 7. März 2004 ausgestrahlt hatte.
Dabei hatte der 55-Jährige unter anderem den Terroristenführer Osama bin Laden als «Lichtgestalt» gepriesen, sich und seine Mittäter der Tötung von mindestens 1500 Menschen bezichtigt und dazu rechtfertigend gesagt: «Es gibt keine unschuldigen Opfer.» Auf «Rechtfertigung des Terrorismus» stehen in Frankreich bis zu 5 Jahre Haft und bis zu 45 000 Euro Strafe. Carlos, der einst meistgesuchte Terrorist der Welt, war 1994 an Frankreich ausgeliefert worden. 1997 erhielt er wegen einer Schiesserei, bei der er 1975 in Paris drei Menschen getötet hatte, lebenslange Haft.
Dienstag
28.06.2005