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Sonntag
18.07.2004

Der Prozess um den Tod der iranisch-kanadischen Fotoreporterin Zahra Kazemi (54) ist am Sonntag vom Gericht in Teheran überraschend für beendet erklärt worden. Der Richter habe den Fall geschlossen, sagte Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi, die Kazemis Familie vertritt. Ihr Anwälte-Team habe daraufhin aus Protest den Saal verlassen. Augenzeugen berichteten am Sonntag, der Richter habe sowohl Ebadis Team als auch der Verteidigung des Angeklagten jede weitere Stellungnahme verweigert. Wann der Richter sein Urteil verkünde, sei unklar. Ausländische Beobachter waren am Sonntag vom Verfahren ausgeschlossen worden, nachdem sie am Samstag zunächst Zutritt zum Gerichtssaal bekommen hatten.

Zahra Kazemi war im Juni 2003 festgenommen worden, als sie Demonstranten vor einem Gefängnis im Norden Teherans fotografiert hatte. Nach tagelangen Verhören erlag die Journalistin einer Hirnblutung. Kritiker und die Anwälte von Kazemis Familie halten den Angeklagten, einen Geheimdienstagenten (42), lediglich für einen Sündenbock. Die Verantwortlichen werden in höchsten Behördenkreisen vermutet.