Einer der grössten Korruptionsskandale in Polen hat seit Dienstag ein gerichtliches Nachspiel. Vor dem Bezirksgericht in Warschau begann der Prozess gegen den Filmproduzenten Lew Rywin. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, er habe von dem grössten polnischen Verlag Agora ein Schmiergeld in Höhe von 17,5 Millionen Dollar zu erpressen versucht. Im Gegenzug soll Rywin angeboten haben, Einfluss auf das künftige polnische Medienrecht zu nehmen und für den Verlag günstige Bedingungen durchzusetzen. Rywin soll angegeben haben, er trete nur als «Vermittler» auf für «eine Gruppe von Personen, die die Macht in den Händen halten». Der Filmproduzent war u.a. an «Schindlers Liste» und «Der Pianist» beteiligt.
Ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss prüft unabhängig von den Ermittlungen der Justiz seit zehn Monaten, ob sich Parlamentarier oder Regierungsmitglieder an dem «unmoralischen Angebot» beteiligt haben. Rywin selbst verweigerte mit Blick auf die Ermittlungen vor dem Ausschuss die Aussage. Der Prozessbeginn am Dienstag stiess auf riesiges Medien- und Zuschauerinteresse. Mehrere Fernsehsender hatten zuvor vergeblich die Genehmigung zur Live-Übertragung des Prozesses aus dem Gerichtssaal beantragt.
Dienstag
02.12.2003