Der Fantasie in Sachen Themen für Reality-Shows sind anscheinend keine Grenzen gesetzt. Jetzt ist die Show «Gana la Verde» (Gewinne die Grüne) in die Kritik geraten, die illegalen Latinos in den USA eine Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung (Greencard) in Aussicht stellt und diese dafür in unwürdiger Art behandelt. Während der Sendung müssen die Teilnehmer unter anderem lebende Würmer essen, von rollenden Fahrzeugen springen und minutenlang unter Wasser tauchen. Die Show wird seit Anfang Juli von einem spanischsprachigen Network im Raum Los Angeles und San Diego sowie in Texas im Raum Houston und Dallas ausgestrahlt.
Einwanderungsanwälte und Sozialverbände verlangen die Einstellung des Formats. «Die Sendung macht falsche Versprechen», sagte der Anwalt Victor Nieblas: «Den Teilnehmern wird vorgemacht, dass sie eine Greencard erhalten werden.» Bei den Produzenten der Reality-Serie seien zahlreiche Protestbriefe eingegangen, berichtete der Sender CNN. Doch Ko-Produzent Lenard Liberman verteidigte die Show als Hilfestellung für illegale Arbeiter. Der Sieger erhält einen Anwalt, der sich ein Jahr lang um eine Greencard bemüht. Nieblas und andere Aktivisten, die sich für die Rechte von Latinos in den USA einsetzen, verweisen darauf, wie schwierig der Prozess für eine Greencard ist. Sie warnen die Kandidaten vor einem Auftritt in der Show, bei dem sie ihren Namen und ihren illegalen Status öffentlich preisgeben.
Die Show, nach dem Konzept der NBC-Sendung «Fear Factor», wird an fünf Abenden pro Woche gesendet und erreicht eine Million hispanische Haushalte. Nach Angaben der Produzenten ist sie die zweitpopulärste Show in der Zielgruppe der 18 bis 49 Jahre alten Zuschauer. Es soll bereits eine Warteliste von Kandidaten geben. Jede Woche treten 30 Illegale zu neuen Mutproben an. Nieblas droht mit gerichtlichen Schritten, falls die Produzenten die Sendung nicht freiwillig aus dem Programm nehmen.
Samstag
14.08.2004