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Mittwoch
06.09.2006

Das französische Standard-Wörterbuch «Le Petit Robert» hat mit Einträgen zu den Begriffen «Kolonisation» und «kolonisieren» scharfe Proteste geerntet. Mehrere Verbände fordern die Rücknahme der 40. Ausgabe des Wörterbuchs. Der Dachverband der Farbigen-Organisationen (Cran) und die Antirassismusorganisation Mrap kritisieren, die Einträge würden «die Kolonisierung gutheissen und rechtfertigen». Der Mrap bezeichnete die Definitionen als «einen neuen Versuch, den Kolonialismus zu rehabilitieren und zu glorifizieren».

In dem Wörterbuch heisst es unter dem Schlagwort «Kolonisation»: «Länder, die Kolonien geworden sind, zur Geltung bringen». Für das Verb «kolonisieren» ist die Beschreibung zu finden: «ein Land kolonisieren, um es zur Geltung zu bringen und seine Reichtümer zu fördern». Mrap sah eine Verbindung zu dem umstrittenen Gesetz, das im vergangenen Jahr die «positive Rolle» Frankreichs in der Kolonialzeit herausgestellt hatte. Dies habe der «Petit Robert» offenbar aufgegriffen, erklärte die Organisation. Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac hatte die umstrittene Formulierung aus dem Gesetz tilgen lassen.

Beide Organisationen verlangten die Bildung einer Studiengruppe, um neue Definitionen für die umstrittenen Begriffe vorzuschlagen. Eigenen Angaben gemäss hatte die Redaktion das Wörterbuch anlässlich seiner 40. Auflage vollkommen überarbeitet. Allerdings finden sich die beiden umstrittenen Formulierungen bereits in der letztjährig erschienenen Ausgabe 2006 des «Petit Robert». Dem Wörterbuch kommt in Frankreich nahezu dieselbe Wichtigkeit zu wie dem «Duden» innerhalb des deutschen Sprachraums.