Nachdem die Stadt Bern und der Gemeindeverband für den «Anzeiger Region Bern» den Auftrag für die Herstellung und den Vertrieb des amtlichen Publikationsorgans neu vergeben haben, werden bei der Bund Verlag AG rund 15 Personen ihre Stelle verlieren. Die Mediengewerkschaft Comedia wird am Donnerstagnachmittag vor dem Rathaus Bern eine kleine Protestaktion veranstalten. «Betroffene und Leute von der Gewerkschaft werden dem Berner Stadtratspräsidenten Philippe Müller einen offenen Brief überreichen», sagte Jürg Tüscher, Regionalsekretär der Comedia, am Donnerstag gegenüber dem Klein Report. «Uns ist es wichtig, dass die Arbeitsplätze in Bern nicht gefährdet werden.»
Der Entscheid hat bereits zu einer ersten Beschwerde geführt: Sie stammt von der Publicitas. Das Unternehmen rechnete damit, weiterhin mit der Bund Verlag AG zusammenzuarbeiten. Nun müsse Publicitas Zeit für neue Budgetberechnungen haben, sagt Hans-Peter Rohner auf Anfrage der Berner Tageszeitung «Der Bund». Er ist Chef der Publigroupe, Mutterfirma der Publicitas. Für die Publicitas könnte die Anzeigenverwaltung teurer werden als in der Offerte berechnet. Ob auch die Bund Verlag AG Beschwerde einreicht, wird nach wie vor geprüft, schreibt der «Bund» ins seiner heutigen Ausgabe weiter.
Die Comedia zeigt sich enttäuscht, dass die «Entscheidungsträger des Gemeindeverbandes und der Stadt Bern bei der Vergabe der Produktion des Blattes gegen die eigenen Regionalinteressen entschieden haben», teilt die Mediengewerkschaft in ihrem Communique am Donnerstag weiter mit. Die Comedia fordert eine Überdenkung des Entscheids: Auch wenn der Gemeindeverband etwa 1 Mio. Franken weniger Kosten habe für ihr Publikationsorgan, ginge die Rechnung nicht auf: Von den rund 15 Betroffenen würden viele in die Arbeitslosigkeit verbannt, weil sie im kritischen Alter zwischen 50 und 60 Jahren seien. Gemäss Comedia müsse damit gerechnet werden, das diese «Leute unter Umständen zu Sozialhilfeempfängern werden». Dies werde den Steuerzahlern langfristig viel mehr Kosten verursachen, als die kurzfristige Sparübung beim «Anzeiger von Bern» effektiv einbringen werde. Die Comedia fordert deswegen, dass der Gemeindeverband und die Stadt Bern diesen Entscheid überdenken und rückgängig machen. Falls der Entscheid nicht rückgängige gemacht werde, sollen sich der Gemeindeverband und die Stadt an einem Sozialplan für die Entlassenen finanziell beteiligen, fordert die Gewerkschaft weiter.
Der Auftrag für die Herstellung und den Vertrieb des Blattes ist Mitte Juni in einem offenen Submissionsverfahren an den günstigsten Anbieter vergeben worden. Das ist für den Druck die Vogt-Schild/Habegger Medien AG in Solothurn, für die Vorstufe (Satz und Repro) die W. Gassman AG in Biel, für die Inserateverwaltung wie bisher die Publicitas in Bern und für die Verteilung Die Post. Der Entscheid bedeutet für den «Bund»-Verlag, dass voraussichtlich 15 Personen entlassen werden müssen. Die Stadt Bern und Gemeindeverband hatten ihren Entscheid mit dem Preis begründet. Dieser spielte als Zuschlagskriterium in den Bereichen Vorstufe, Druck und Betrieb mit 50% die weitaus wichtigste Rolle.
Donnerstag
23.06.2005