Die gerichtlich angeordnete Schliessung der baskischen Zeitung «Euskaldunon Egunkaria» hat eine Welle des Protests sowie heftige Kritik an der spanischen Justiz ausgelöst. Die Regionalregierung des Baskenlandes, die nationalistischen Parteien und überregionale Zeitungen wiesen die Massnahme am Freitag als schwerwiegenden Eingriff in die Presse- und Meinungsfreiheit zurück. Die Indizien für angebliche Verbindungen des Blattes zur Untergrund-Organisation ETA seien zu schwach, um ein solches Verbot zu rechtfertigen, lautete der allgemeine Tenor. Die Justiz wirft der Zeitung vor, von der ETA finanziert worden zu sein und als Sprachrohr der Terroristen gedient zu haben.
Zehn leitende Mitarbeiter der Redaktion und des Verlags, darunter Chefredaktor Martxelo Otamendi, waren deshalb am Donnerstag festgenommen worden. Aus Protest gegen die Schliessung gingen im spanischen Baskenland Tausende Menschen auf die Strasse. Am Freitag brachten die Mitarbeiter mit Hilfe eines Lokalblattes eine neue Zeitung mit dem Namen «Egunero» (Täglich) heraus. Unter dem Titel «Geschlossen, aber nicht zum Schweigen gebracht» wies die Belegschaft in einem Artikel Kontakte zur ETA zurück. «Euskaldunon Egunkaria» (Die Zeitung der Baskisch-Sprechenden) war 1990 als das erste Blatt gegründet worden, das vollständig in baskischer Sprache erschien. Die linksnationalistische Zeitung mit einer Auflage von rund 15 000 Exemplaren und etwa 45 000 Lesern wurde jahrelang von der autonomen Regierung des Baskenlandes subventioniert. Mehr dazu: Baskische Zeitung wegen «Terror-Verdachts» geschlossen
Freitag
21.02.2003