«Pro Sieben Sat 1 steckt tief in der Sackgasse - und nun steigt auch noch der Mann am Steuer aus», schreibt die «Financial Times Deutschland» am Mittwoch in einem Kommentar. Der Abgang von CEO Guillaume de Posch sei für die Sendergruppe und ihre Aktionäre «ein neuer Tiefpunkt», heisst es in der Zeitung wörtlich. An Problemen zählt die FTD einen innert Jahresfrist auf ein Drittel geschrumpften Aktienkurs und Schulden, die gut dreimal so hoch seien wie der Börsenwert. Zudem seien der Finanzvorstand und der Marketingchef weg und jetzt auch noch der CEO.
Schuld daran sei «die ideenlose Renditejagd der Eigentümer, der Finanzinvestoren Permira und KKR» analysiert die FTD, die ProSiebenSat.1 als «Lehrstück» dafür bezeichnet, wie solche Investoren Werte schaffen - und auch wieder vernichten können. Gemeint ist damit der Investor Haim Saban, der das Unternehmen auf Profitabilität und den Marktwert in die Höhe getrieben habe.
«Diese Erneuerungskur lässt sich aber nicht einfach ein zweites Mal wiederholen», warnt die FTD. «Nachdem Permira und KKR das Unternehmen von Saban erworben hatten, verkauften sie erst einmal ihre andere Sendergruppe SBS mit einem schönen Gewinn dorthin und bürdeten ProSiebenSat.1 dafür hohe Schulden auf», geht die Schelte weiter. Zukunftsfähige Ideen hätten die Investoren aber nicht entwickelt. Die FTD zum Schluss: «Eine Neuorientierung wäre dringend nötig - doch stattdessen ist die Gruppe auf absehbare Zeit führungslos. Ob de Posch selbst das Handtuch geworfen hat oder von den Eigentümern gefeuert wurde, spielt da auch keine Rolle mehr. Klar ist, dass es nicht reicht, als Investor nur möglichst hohe Dividenden zu erzwingen.» - Mehr dazu: Guillaume de Posch verlässt ProSiebenSat.1-Gruppe
Mittwoch
18.06.2008