ProSiebenSat.1-Besitzer Haim Saban will angeblich bei Deutschlands grösstem TV-Konzern aussteigen, und der Springer-Verlag will angeblich neuer Mehrheitsaktionär werden. Nach Informationen der Nachrichtenagentur DPA ist das Thema aber «noch in einem sehr frühen Stadium». Am Montag habe es dem Vernehmen nach eine Telefonkonferenz zwischen Mitgliedern des Gläubigerausschusses gegeben. Über einen konkreten Zeitplan und mögliche Interessenten sei aber nichts bekannt geworden, kolportierte der deutsche Branchendienst Newsroom am Dienstag.
Nach einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» in der Dienstagausgabe sind sich der Axel-Springer-Verlag und die gegenwärtigen Hauptaktionäre der TV-Kette über das Geschäft im Prinzip einig. Nun solle rasch ein Kaufvertrag ausgehandelt und dem Bundeskartellamt vorgelegt werden. Die Übernahme in Milliardenhöhe soll nach dem Bericht durch die Deutsche Bank finanziert werden.
Damit stünde der deutschen Medienbranche die grösste Übernahme seit Jahren bevor. Der in Berlin ansässige Springer-Verlag plane, seinen Anteil an der Fernsehkette ProSiebenSat.1 von derzeit 11,8 Prozent auf mehr als 50 Prozent aufzustocken, berichtet die «Süddeutsche Zeitung». In den vergangenen Wochen habe Springer- Vorstandschef Mathias Döpfner das Milliardengeschäft mit den gegenwärtigen Hauptaktionären der TV-Gruppe besprochen. Diese seien grundsätzlich einverstanden. Die Aktionäre des Springer-Verlages kommen am Mittwoch zur Hauptversammlung in Berlin zusammen.
Thema der Telefonkonferenz war nach DPA-Informationen unter anderem die 80-Prozent-Klausel aus dem Übernahmevertrag für die Senderfamilie. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» müssten Saban und die weiteren Finanzinvestoren demnach rund 80% der Mehrerlöse an den ursprünglichen Verkäufer - den Insolvenzverwalter der zusammengebrochenen KirchMedia - abführen, falls sie ihre Anteile vor Ablauf einer Frist von zwei Jahren veräussern.
Seiten Sabans war keine Stellungnahme zum Thema zu erhalten. Ein Saban-Sprecher erklärte lediglich: «Herr Saban hält die Aktien für länger.» Der US-Milliardär hatte im August 2003 den Zuschlag für die Senderfamilie erhalten. Gemeinsam mit einer Investorengruppe übernahm er die Mehrheit an der ProSiebenSat.1 Media AG. Erst vor kurzem schrieb er in einer E-Mail an die Beschäftigten der Senderfamilie, er sei gerne Aufsichtsratschef, und er schätze die Mitarbeiter. Er sei ein Langzeitinvestor und wolle noch viele Jahre weitermachen.
Dienstag
19.04.2005