Das nordkoreanische Regime kann die starke Isolierung des Landes nicht mehr in gleichem Ausmass wie noch vor einigen Jahren aufrechterhalten. Dies ist das Ergebnis eines neuen Berichts von Reporter ohne Grenzen (ROG) zur Lage der Medienfreiheit in Nordkorea.
«Informationen aus dem Ausland verbreiteten sich unter anderem über Exilradiostationen und ausländische Rundfunksender in der Demokratischen Volksrepublik Korea», heisst es in der 13-seitigen, Anfang Woche veröffentlichten Studie. Zudem begünstige der illegale Grenzhandel den Informationsfluss von aussen: Informationsmaterial und Kommunikationsmittel wie Mobiltelefone, DVDs, USB-Sticks und andere digitale Medien würden in zunehmendem Masse über die Grenze von China und Südkorea ins Land geschmuggelt.
Derweil stellte ROG eine anhaltende absolute staatliche Kontrolle und Lenkung der Medien im Land fest. Derzeit arbeite das Regime mit Unterstützung von Presse und Rundfunk daran, den Weg für die Übergabe der Macht von Präsident Kim Jong-il auf dessen Sohn Kim Jong-Un zu ebnen. Lediglich in der Kommunikationsform der Medien gebe es leichte Veränderungen: So sind beispielsweise deren Onlinepräsenzen weiter ausgebaut worden. Zugänge zum World Wide Web bleiben allerdings weiter auf wenige Internetcafés in der Hauptstadt Pjöngjang sowie auf Computer in Hotels für ausländische Gäste beschränkt.
Der ROG-Bericht entstand auf der Basis eines Besuchs des ROG-Asien-Referenten Benjamin Ismail in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul im Juli 2011. Während seiner Reise traf Ismail unter anderem nordkoreanische Flüchtlinge und Exiljournalisten, die in direktem Kontakt zu Informanten im Land stehen, Menschenrechtsaktivisten sowie Vertreter des südkoreanischen Einheitsministeriums. Ziel der Untersuchung war es, eine Bilanz der Entwicklung der Lage der Medienfreiheit seit dem letzten Nordkorea-Bericht von ROG des Jahres 2004 zu ziehen.
Seit dem Jahr 2009 unterstützt ROG mehrere in Seoul ansässige Radiostationen von Exil-Nordkoreanern. Im Schlussteil des Berichts fordert ROG die internationale Staatengemeinschaft und die südkoreanische Regierung auf, Bemühungen südkoreanischer Nichtregierungsorganisationen und Medien zu unterstützen, die nordkoreanische Bevölkerung mit unabhängigen Informationen zu versorgen.