Mehr als 50 Jahre berieselten sie sich gegenseitig mit Propaganda-Sprüchen und Slogans: Nun wich die gegenseitige Beschallung einem friedlichen Vogelgezwitscher. Nord- und Südkorea haben ihren Propagandakrieg eingestellt. Auf beiden Seiten der bestbewachten Grenze der Welt wurden am Dienstag kurz nach Mitternacht Dutzende von Lautsprechern, die 50 jahre lang ihren Dienst taten, abgestellt. Mit einem letzten Aufruf zu «Frieden, Versöhnung und Zusammenarbeit» erloschen gleichzeitig auf südkoreanischer Seite rund hundert elektronische Tafeln. Am Mittwoch wollen Nord- und Südkorea mit dem Abbau der Lautsprecher, Tafeln und gigantischen Propagandapostern entlang der 248 Kilometer langen Grenze beginnen. Bereits am Montag hatten Kriegsschiffe aus Süd- und Nordkorea erstmals Funkbotschaften ausgetauscht; am Dienstag wurde dann zum ersten Mal eine ständige Verbindung eingerichtet, um Zusammenstösse und Gefechte auf See künftig zu vermeiden. 51 Jahre nach Ende der Kampfhandlungen sind Pjöngjang und Seoul immer noch ohne Friedensvertrag. Mit dem historischen Gipfeltreffen vor vier Jahren zwischen den damaligen südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il wurde jedoch eine Phase der Entspannung eingeleitet.
Dienstag
15.06.2004