Zahlreiche Prominente haben am Sonntag den Schweizer Dokumentarfilm «Letter to Anna» von Eric Bergkraut im Brecht-Theater in Berlin gesehen. Das Werk befasst sich mit dem Mord an der russischen Journalistin Anna Politkowskaja. Anwesend waren etwa Anna Politkowskajas Tochter Vera und ihr Sohn Ilya, ihre Schwester Elena, der russische Schachmeister und Oppositionspolitiker Garry Kasparow, aber auch etwa der frühere deutsche Aussenminister Joschka Fischer. Bundespräsident Pascal Couchepin, der ebenfalls eingeladen war, hatte abgesagt. Aus der Schweiz waren Radiopionier Roger Schawinski und die Fernsehdirektorin Ingrid Deltenre anwesend.
«Letter to Anna» ist ein berührendes politisches Porträt über die Journalistin und die Umstände, die zu ihrer Ermordung im Herbst 2006 geführt haben. Zahlreiche Zeitzeugen - darunter auch der russische Milliardär Boris Beresowski - lassen keinen Zweifel daran, dass die engagierte Putin-Kritikerin Politkowskaja aus politischen Gründen ermordet wurde. Der Film ist damit auch ein schonungsloses Porträt der Grossmacht Russland unter Wladimir Putin, in der die Meinungsäusserungs- und Pressefreiheit bestenfalls vorgegeben wird.
Die drei Sprachfassungen des Films werden von den Schauspielerinnen Susan Sarandon (englisch), Catherine Deneuve (französisch) und Iris Berben (deutsch) gesprochen. Der Dokumentarfilm war von der Berlinale (Sektion «Forum») ohne inhaltliche Begründung abgelehnt worden. Er wurde darum am Sonntagnachmittag parallel zum Festival im «Berliner Ensemble» gezeigt. Das Medieninteresse war riesig; zahlreiche Fernsehstationen bemühten sich um Interviews mit Kasparow und den Angehörigen der ermordeten Journalistin. Viele internationale Verleiher waren anwesend, die den Film in ihren Ländern zeigen möchten.
Der Film «Letter to Anna» wird am 18. Februar unter dem Titel «Ein Artikel zu viel» vom Schweizer Fernsehen SF 1 und zwei Tage später vom Deutschen Fernsehen (ARD) und von 3sat ausgestrahlt. - Mehr dazu: Politkowskaja-Film wird in Berlin gezeigt
Sonntag
10.02.2008