Der im Frühling dieses Jahres neu gewählte Präsident des Verbands der Schweizer Privatradios (VSP), Jürg Bachmann (Radio Energy), will den Technologie-Entscheid in Sachen Digital-Radio vorantreiben. «Wir müssen uns mit den Herstellern der Radio-Empfänger zusammensetzen und einig werden, auf welche Technologie wir setzen wollen», sagte er am Mittwoch am Rande einer Veranstaltung zum Thema HD-Radio (High Definition Radio) in Luzern zum Klein Report. Im Wesentlichen steht in der Schweiz neben HD-Radio der DAB-Standard (Digital Audio Broadcasting) zur Diskussion, auf den vor allem die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft setzt. Dabei ist durchaus denkbar, dass sich DAB für nationale Programme durchsetzt und HD-Radio für den lokalen und regionalen Bereich. Dies hält jedenfalls Marcel Regnotto vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) für möglich, wie er zum Klein Report sagte. «DAB ist nicht das geeignete Mittel für die lokale und regionale Radio-Verbreitung», sagte er am HD-Radio-Anlass vor einer Versammlung von hochkarätigen Radiofachleuten.
An dem Anlass präsentierte Elektro- und Fernmeldeingenieur Markus Ruoss, Gründer und Mehrheitsaktionär von Radio Sunshine, den ersten europäischen Feldversuch mit HD-Radio. Dabei konnten sich die Fachleute davon überzeugen, dass digitales Radio weitgehend gleich gut zu empfangen ist und bedeutend klarer tönt als der herkömmliche UKW-Standard - «wie der Unterschied zwischen einer alten Langspielplatte und einer CD», sagte ein Besucher des Anlasses nach einem «Ohrenschein». Als grossen Vorteil von HD-Radio strich Ruoss heraus, dass dieses digitale Signal mit geringem zusätzlichem finanziellen Aufwand über herkömmliche UKW-Sender ausgestrahlt werden kann. Grosser Unterschied: Auf derselben Frequenz sind fünf Programme möglich, beispielsweise das Hauptprogramm eines Senders, ein Klassik-, ein Jazz-, ein Talk- und ein Service-Angebot.
Angesichts dieser Möglichkeiten sprach VSP-Präsident Jürg Bachmann im Gespräch mit dem Klein Report von vielen «Schläuchen», die da zur Verfügung stehen. «Aber niemand hat eine Ahnung, wie man diese abfüllen soll», fuhr er weiter. Da sich andererseits die bisherigen Zuhörerschaften angesichts der vielen Möglichkeiten aufsplittern werden, bestehe die Gefahr, dass sich die Ratingzahlen zurückbilden könnten, was zu geringeren Einnahmen führen könnte. Angesichts dieser vielen offenen Fragen wollte Marcel Regnotto keine Termine für Bakom-Entscheide ankünden: «Ich könnte mir vorstellen, dass wir Regulierungsbedarf sehen, aber erst wollen wir den laufenden Feldversuch abwarten und dann auswerten.» Der Sunshine-Testlauf dauert noch bis Herbst 2007. - Mehr dazu: Radio wird digital - aber wie, ist unklar und HD-Radio-Pionier spricht von Erfolg
Mittwoch
28.06.2006