Hans Leyendecker, Leitender Politischer Redakteur bei der «Süddeutschen Zeitung» und einer der profiliertesten investigativen Journalisten Deutschlands, und Sandro Brotz, stellvertretender Chefredaktor des «Sonntag» und bald Moderator der «Rundschau», liefern sich über ihre Blätter eine kleine Privatfehde.
Angefangen hatte alles mit einer Undercover-Recherche von Brotz. Er hatte unter dem Decknamen «Sonntag» bei Behörden in Nordrhein-Westfalen angerufen und dort eine CD mit Datensätzen deutscher Kunden einer Schweizer Bank angeboten. Davon bekam Leyendecker Wind und er schrieb, notabene bevor er den Text gelesen hatte, in der «Süddeutschen Zeitung» eine Glosse, in der er sich über die «Recherche-Versuche» von Brotz mokierte. Mit Getue werde bestätigt, was bekannt sei, so Leyendecker. Sein Fazit: «Viel Operette, viel Klamauk und Volksbelustigung», «ein neues Stück aus dem neuen deutsch-schweizerischen Medientheater».
Dies wiederum liess Brotz nicht auf sich sitzen. In seiner unter dem Titel «Test: `Sonntag` bietet Deutschland Daten-CD an» erschienenen Recherche widmete er einen halben Absatz der Retourkutsche an Leyendecker. Dieser übernehme öffentlich gerne mal die Haltung der Finanzbehörden und lobe dabei seine offenkundigen Quellen in den höchsten Tönen. In seinem Text habe sich Leyendecker zum «Pressesprecher» der deutschen Behörden gemacht, findet Brotz.
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