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Mittwoch
20.12.2017

Medien / Publizistik

Kritik vom «Tagi» am SRF-Zweiteiler

Kritik vom «Tagi» am SRF-Zweiteiler

Zürich bietet die ideale Kulisse für einen Bankenthriller. SRF zeigte am 17. und am 18. Dezember 2017 den Zweiteiler «Private Banking». Es ist eine geheimnisvolle Welt, in die der Fernsehfilm Licht und brisante Themen bringt. Die Klein-Report-Kolumnistin und Medienexpertin Regula Stämpfli zum Zweiteiler im Spiegel der Medienberichterstattung.

Allein in Zürich soll es über 100 Privatbanken geben. Bis vor Kurzem galt das Private Banking als einträglich, sicher und sehr einfach. Die diskreten Mitarbeiter der Privatbanken rühmten sich zahlreicher Milliardärs-Kunden, führten ein Leben wie die Schönen und Reichen dieser Welt – ohne lästige Paparazzi. «Private Banking» gilt als Königsklasse des Bankgewerbes. Laut Auskunft des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG geht es dem Private Banking in der Schweiz aber schon lange nicht mehr so gut wie früher, doch bei 11 Milliarden (Selbstauskunft) Kundengelder allein bei Rahn+Bodmer Co. muss man sich um die Privatbanken wohl keine Sorgen machen.

Taugt der Zweiteiler «Private Banking» – gut gemacht, schnell geschnitten, brillant recherchiert – zur brisanten Diskussion über Steuergeld-Hinterziehung, Schwarzgeld und über vermutete dubiose Geschäfte der Privatbanken in der Schweiz? Mitnichten, meint der «Tages-Anzeiger».

Der Tagi lässt am Zweiteiler kein gutes Realitäts-Haar. Laut Experten könnten Kunden nie vor der Geschäftsleitung versteckt werden wie im Film. Es gäbe keine schwarzen Schafe mehr im Privatbank-Geschäft, dies sei alles Vergangenheit. Zudem seien die neuen Regeln der Finma hart gegen Geldwäscherei: «Wenn die Branche einen schlechten Ruf bekommt, schadet uns das auch» – so der Filmkritiker für den «Tages-Anzeiger», zufälligerweise Christian Rahn, Privatbankier und Teilhaber der Zürcher Rahn+Bodmer Co. heisst. Ein Privatbankier als Realitäts-Check in einem kritischen Film über die Geschäfte der Privatbanken? Interessantes Konzept für Qualitätsjournalismus, nicht wahr?

Stellen Sie sich mal vor, ein Politologe, der sein Geld in der Umfrageforschung verdient, würde zur Qualität eines sehr umfragekritischen, gut recherchierten und produzierten Filmes zum «Tod der Demokratie durch die Demoskopie» befragt... Da würde selbst der Reflektionsgrad von Plankton ausreichen, um sich auf die Suche nach einer anderen Fachperson zu begeben.

Was schliesse ich daraus? Der Zweiteiler von SRF «Private Banking» ist wohl näher an der realexistierenden Privat-Bankenwelt, als dies die betroffenen Privatbanken gerne sehen – und als die Journalisten etwas länger zum Thema recherchieren wollen. Damit ist einmal mehr die Chance verpasst, über relevante politische Themen wie globale Finanzströme und der Rolle der Schweiz dabei vertieft zu diskutieren.