Die RTL-Show «Ich bin ein Star - holt mich hier raus!» bolzt Abend für Abend Quoten, und das passt den beamteten und selbst ernannten Medienwächtern in Deutschland immer weniger. Nach den Worten von Gerd Bauer, Direktor der Landesmedienanstalt Saarland, «haben wir mit dieser voyeuristischen Show ein neues Niveau der Geschmacklosigkeit im deutschen Fernsehen erreicht», wird der Medienwächter am Freitag in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» («FAZ») zitiert - er sähe die Sendung gerne vom Bildschirm verbannt.
Was Bauer zur Forderung nach einer Prüfung (sprich: Verbot) der Survival-Show bewogen hat, sind allein moralische Einwände. Doch auf eine Diskussion um die Menschenwürde der Teilnehmer, die sich freiwillig der Wildnis aussetzen, will sich ein RTL-Sprecher nicht einlassen.
Sukkurs erhält Bauer derzeit (noch) nicht. Sein Kollege in Nordrhein-Westfalen, der Vorsitzende der Landesanstalt für Medien, Norbert Schneider, kann einem Verbot der Sendung wenig Vernünftiges abringen. «Verbot ist nicht die Kategorie, in der wir diese Dinge angehen sollten», sagte er am Freitag im Deutschland Radio Berlin.
Ein Ende der Sendung könnten höchstens die Werbeauftraggeber bewirken, die sich vorerst mit Buchungen zurückgehalten haben. Doch nach den unverändert hohen Einschaltquoten von 7,62 Millionen Zuschauern (29,4% Marktanteil) gaben diese ihr Zögern auf - auch wenn die «FAZ» kaum Gründe sieht, angesichts von Bädern im Fäkalmorast für Bodylotion zu werben. «Im Falle des neuen urbanen Off-Roaders für den Dschungelkampf auf deutschen Autobahnen sieht das vielleicht schon wieder ganz anders aus», schreibt das Blatt und mutmasst, dass bald eine zweite Staffel folgen werde. In England laufe bereits die dritte, und für die vierte sei das Busenwunder Katie Price verpflichtet worden. «Offenbar ist die Lust, dabei zu sein, wenn es anderen dreckig geht, erheblich entwickelt», meinte Norbert Schneider.
Freitag
16.01.2004