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Sonntag
12.09.2004

Neue Wege gegen Geldsorgen: Der Presserat, das Selbstkontrollgremium der Schweizer Presse, lässt sich gemäss einem Bericht der «SonntagsZeitung» sein 170 000-Franken-Budget erstmals durch eine Lotteriegesellschaft mitfinanzieren. «Die Loterie Romande bezahlt uns in diesem Jahr 20 000 Franken», bestätigte Presserat-Sekretär Martin Künzi gegenüber der Zeitung den Geldsegen. Im kommenden Jahr wolle der Stiftungsrat auch Gelder aus dem Lotteriefonds der Deutschschweiz und des Tessins zu erhalten versuchen.

Träger der Stiftung sind die Mediengewerkschaften, die heute 120 000 Franken beisteuern, wie es weiter heisst. Die neue Finanzierung freut nicht alle. «Das ist äusserst problematisch», wird Daniel Kaczynski, Geschäftsführer des Verbandes Schweizer Presse, zitiert. Falls nämlich die Lotterie selber einmal in eine Beschwerde verwickelt sei, drohe «ein Interessenkonflikt. Der Presserat muss von der Branche selber betrieben und finanziert sein.» Auch Roger Blum, Ex-Presserat-Präsident und Medien-Professor, sieht in dieser Finanzierungsart eine gewisse Problematik. Er meint allerdings, dass der Presserat erfahren genug sei im unabhängigen Umgang mit Geldgebern; er habe stets ohne Rücksicht auf sie entschieden. Auch Presserat-Präsident Peter Studer sieht das so. Der operative Presserat habe mit der Mittelbeschaffung nichts zu tun, sagte er, das sei Aufgabe des Stiftungsrats: «Wer Geld gibt, ist uns egal. Wir lassen uns vom Stiftungsrat in die Beschwerdearbeit nicht dreinreden.»