Weil er es abgelehnt hatte, einen Leserbrief eines unliebsamen Ortsparlamentariers abzudrucken, ist der «Wohler Anzeiger» vom Schweizer Presserat getadelt worden. Der Presserat unter Präsident Peter Studer hat damit einmal mehr seine sehr liberale Haltung in Sachen Leserbriefe bestätigt. Die Redaktionen sollen «mit Reaktionen auf Medienberichte äusserst grosszügig umgehen», betont das Presserats-Präsidium in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme.
Das fünfseitige Papier des Presserats befasst sich detailliert mit dem Fall eines Mitglieds des Einwohnerrats aus Wohlen AG, der reichlich grobschlächtig über die «Skaterszene» hergefahren war: Von «Respektlosigkeit, Egoismus und Staatsabhängigkeit» hatte der Parlamentarier gepoltert. Daraufhin hatte ihn der Anzeiger mit deutlichen Worten in den Senkel gestellt: Das Ratsmitglied habe einen «Tiefschlag für die Jugend» gelandet. Mit dem hemdsärmeligen Umgangston hatte der Presserat an sich keine Mühe und lehnte die Rüge des Einwohnerrats auf der ganzen Linie ab. Allerdings tadelte das Gremium den Umstand, dass der «Wohler Anzeiger» einen Leserbrief des Parlamentariers in diesem Zusammenhang nicht abgedruckt hatte. Dieses Verhalten der Zeitung könne «kaum überzeugen», auch wenn die Redaktion und der Autor eines Berichts darin scharf kritisiert werden, bemängelt der Presserat. - Die Stellungnahme im Wortlaut: http://www.presserat.ch/20940.htm
Dienstag
06.07.2004