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Dienstag
14.02.2006

Als «offensichtlich unbegründet» at der Schweizer Presserat eine Beschwerde gegen die «NZZ am Sonntag» zurückgewiesen, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme hervorgeht. Die NZZaS hatte am 7. August in der Rubrik «Meinungen» einen Beitrag veröffentlicht, in dem Beda M. Stadler, Professor für Immunologie an der Universität, mit deutlichen Worten seine Meinung zu den Thema Vogelgrippe und Atomkraftwerke kundtat. Während die Bevölkerung im Umkreis von 20 Kilometern eines Kernkraftwerks für den unwahrscheinlichen Fall eines Unfalls Jodtabletten erhalte, gelte für die Vogelgrippe ein ganz anderes Risikoverständnis, kritisierte er. Für den Fall einer Gratisabgabe des Vogelgruppe-Medikaments Tamiflu fordert er, dieses nur an jene Leute gratis zu verteilen, die sich vorgängig gegen Grippe hatten impfen lassen, da das Virus für geimpfte Personen harmlos sei. «Impfkritischen Eltern und Ärzten sollte man also Tamiflu teuer verrechnen, schliesslich sind sie eine Gefahr für die Öffentlichkeit, die weit über die Gefahr eines Atomkraftwerks hinausgeht», lautete Stadlers Schlussfolgerung.

Gegen den «impfkritischen» Beschwerdeführer hält jetzt der Presserat fest, es sei «ersichtlich, dass es dem Autor nicht zentral um eine Verunglimpfung von Personen geht, sondern vielmehr um eine aus seiner Sicht unverständliche, nicht sachgerechte unterschiedliche Bewertung der Wahrscheinlichkeit der Verwirklichung zweier gesundheitlicher Risiken und des gesellschaftlichen Umgangs damit». Der Presserat habe nicht zu prüfen, ob diese Bewertung vertretbar ist oder nicht. Wichtig sei aber, dass Stadler keine individualisierbare Personen verunglimpft habe, noch habe er impfkritische Personen in ihrem Menschsein herabgewürdigt. Die Stellungnahme im Wortlaut: http://www.presserat.ch/22150.htm