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Donnerstag
01.04.2004

Beim Schweizer Presserat sind im vergangenen Jahr erstmals mehr als 100 Beschwerden eingereicht worden, wovon die Hälfte gutgeheissen worden ist. Für Presserat-Präsident Peter Studer ist der sprunghafte Anstieg - fast doppelt so viele Beschwerden wie vor drei Jahren - ein Zeichen für «eine nachlassende Reflexion der Medien über sich selber», sagte er am Donnerstag vor den Medien. Viele Zeitungen hätten ihre Medienseiten abgeschafft. Diese «Schrumpfung des regelmässigen qualitativen und ethischen Mediendiskurses» vertrage sich aber schlecht mit der dem weiter wachsenden Medienkonsum der Bevölkerung.

2003 hat der Presserat zu 62 Fällen Stellung bezogen. Etwa 40 Beschwerden waren laut Studer nicht reglementsgemäss begründet oder wurden wieder zurückgezogen. Bei vielen der 30 ganz oder teilweise gutgeheissenen Beschwerden ging es um Verstösse gegen den gebotenen Respekt vor der Privatsphäre, insbesondere bei Namensnennung von Personen in Strafuntersuchungen. Zahlreiche Beschwerden wegen der Verletzung des Fairnessgebots wurden gutgeheissen. Dabei ging es darum, dass Betroffene zu schweren Vorwürfen nicht angehört wurden oder ihre Gegenbehauptung im Bericht nicht - oder zumindest nur knapp - wiedergegeben wurde. Weitere Rügen betrafen die Unterlassung von Berichtigungen nach Falschmeldungen, die Verletzung der Pflicht zur Wahrhaftigkeit bei übertriebenen Zuspitzungen in Titeln und Plakataushängen sowie um Diskriminierungen.