Dass sich der Schweizer Presserat mitunter auch mit seltsamen Beschwerden zu befassen hat, wird anhand einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme wieder einmal deutlich. Da hatte sich ein Leser über die Boulevardzeitung «Blick» beklagt, die in einem Kommentar den Fussballspieler Christian Gimenez als «Judas» und «Verräter» bezeichnet hatte, weil er kurzfristig den Fussballclub gewechselt hatte. Diese Ausdrucksweise fördere den Hass und zementiere zudem das gegen Juden bestehende Feindbild, versuchte der Beschwerdeführer geltend zu machen. Doch er blitzte beim Presserat ab. Die Wertungen im Kommentar seien angesichts des Verhaltens des Fussballspielers «berufsethisch zulässig» gewesen. Zudem könne aus der Ähnlichkeit der Begriffe «Judas» und «Juden» keine pauschalisierende Herabsetzung der Juden abgeleitet werden. «Der Terminus «Judas» bezeichne jemanden, der treulos an einem anderen handelt, und genau das sei mit dem «Blick»-Kommentar auch gemeint gewesen. Entsprechend wies der Presserat die Beschwerde als «offensichtlich unbegründet» zurück. - Die Stellungnahme im Wortlaut: http://www.presserat.ch/22290.htm
Dienstag
02.05.2006