Der Europäische Journalisten-Verband (EFJ) hat den Schweizer Verlegern vorgeworfen, mit einer «inakzeptablen Blockadenstrategie» bewusst den Dialog mit den Sozialpartnern impressum und comedia zu untergraben. In einem internationalen Aufruf fordert der EFJ seine über 250 000 Mitglieder in ganz Europa auf, die beiden Schweizer Berufsorganisationen in ihren Bemühungen für neue GAV-Verhandlungen zu unterstützen. «Die Auswirkungen für den Journalismus in ganz Europa sind nicht zu unterschätzen», erklärte EFJ-Präsident Arne König an einer von impressum und comedia organisierten Medienkonferenz in Luzern am Donnerstag. Der Verband Schweizer Presse hielt in einer Stellungnahme gegenüber dem Klein Report fest, die Schweizer Verleger würden sich weiterhin zur Sozialpartnerschaft bekennen und seien für eine zeitgemässe und zukunftsgerichtete Vereinbarung offen. Ausserdem hätten die Verleger nie einen Angriff auf die Löhne geführt.
Man sei in den GAV-Verhandlungen lediglich für eine Verlagerung der Lohnverhandlungen auf die Betriebsstufe eingetreten, was die Journalistenverbände abgelehnt hätten. Angesichts der unterschiedlichen Ausgangslage der verschiedenen Verlage, müsse allen klar sein, dass Löhne nur auf Betriebsebene sinnvoll und gerecht ausgehandelt werden können, betonte Hanspeter Kellermüller, Rechtskonsulent und Geschäftsleitungsmitglied des Verbands Schweizer Presse, gegenüber dem Klein Report weiter. Im übrigen sei der Standard in der Schweiz sehr hoch. So hätten die Mindestlöhne des GAV 2000 zwischen 5 200 und 7 500 Franken betragen, was für sich spreche.
EFJ-Präsident Arne König betonte an der Medienkonferenz weiter, dass die Arbeitgeber einer der wichtigsten Europäischen Medienmärkte das bewährte arbeitsrechtliche System in der Schweiz zerstören wollten. «Mit der Weigerung, Verhandlungen über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag für die Deutschschweiz und das Tessin aufnehmen zu wollen, greifen sie das Fundament der Sozialpartnerschaft in der Medienbranche an. Dabei werden die Verleger offenbar einzig von Raffgier und kurzfristigen Eigeninteressen getrieben. Sollten sie mit dieser Strategie erfolgreich sein, wird das nicht nur Folgen für die sozialen Standards überall in Europa haben, sondern auch für das demokratische System als Ganzes.»
Donnerstag
03.02.2005