Der deutsche Bezahlsender Premiere, der im Frühjahr den Börsengang gewagt hatte, geht bei der Verleihung der Live-TV-Übertragungsrechte für die Fussball-Bundesliga 2006/2007 leer aus. Dies berichten die Online-Ausgaben der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ) und des Nachrichtenmagazins «Spiegel» am Mittwochmittag. Den Zuschlag der Deutschen Fussball-Liga (DFL) erhielt ein Konsortium von Kabelnetzbetreitern mit dem Namen Unity Media. Nach Bekanntwerden der DFL-Entscheidung stürzte der Aktienkurs am Nachmittag um 38 Prozent auf das Rekordtief von 14,50 Euro. Die Bundesliga-Übertragungen waren einer der wichtigsten Ertragspfeiler von Premiere. Im Februar will der Sender eine neue mittelfristige Prognose veröffentlichen.
Die Entscheidung belastete auch die Aktie des Westschweizer TV-Verschlüsselungsanbieters Kudelski, der Premiere beliefert. Der Titel notierte am Nachmittag noch 1,9 Prozent im Plus, nachdem er am Morgen noch gut 4 Prozent gewonnen hatte. Firmenchef André Kudelski sagte der Nachrichtenagentur Reuters, er rechne wegen der Vergabe nicht mit einem negativen Einfluss auf das Geschäft. Es sei zwar Schade für Premiere, werde aber Umsatz und Gewinn von Kudelski nicht beeinträchtigen.
Der Pay-TV-Sender soll sich nach Medienberichten verspekuliert haben, als er zwar mehr Geld bot als die neuen Rechteinhaber, jedoch eine weitere Verschiebung der «Sportschau» auf 22.00 Uhr gefordert hatte. Fussballspiele werden im Free-TV weiterhin in der ARD-«Sportschau» zu sehen sein, allerdings erst ab 18.30 (statt bisher 18.10) Uhr, und nur noch sechs statt sieben Spiele würden zusammengefasst. Die ARD lässt sich die Rechte teuer bezahlen und wendet künftig 90 Mio. Euro statt der bisherigen 49 Mio. Euro auf. Als Grund für die Ablehnung der Premiere-Offerte bezeichnete ein DFL-Sprecher die Tatsache, dass die frühe Übertragung im Free-TV für die Sponsoren der Liga bedeutsam sei.
«Die grosse Überraschung der Verhandlungen aber ist, dass der Bezahlsender Premiere mit leeren Händen dasteht. Die deutsche Fussball-Liga hat sich trotz des höheren Gebots von Premiere für ein Kablnetzbetreiber-Konsortium mit dem Namen Unity Media entschieden, hinter der Hedge-Fonds stehen. Dieses hat zwar das Recht, Sublizenzen zu vergeben, was nach Meinung von Branchenkennern ein Strohhalm für Premiere darstellen könnte. Dem Sender bleiben noch die Übertragungsrechte der Champions League bis 2009.
Mittwoch
21.12.2005