Das am Dienstag in den Handel gelangende Mobilfunk-Prepaid-Angebot der Migros unter dem Namen M-Budget Mobile wird pro Minute einheitlich 48 Rappen kosten, eine SMS 10 Rappen. Dies gab der Grossverteiler am Montagmorgen bekannt, provozierte stante pede eine Reaktion des Mitbewerbers Coop und kassierte auch noch Kritik vom Internetvergleichsdienst Comparis.ch: «Ich verstehe nicht, weshalb Migros ihre Kultmarke M-Budget mit einem unattraktiven Angebot verwässert», wundert sich Comparis-Telecom-Experte Ralf Beyeler, denn das Angebot von Migros sei überraschend teuer. Aber kaum war die Analyse von Comparis erschienen, überschlugen sich die Ereignisse.
Der Reihe nach: Noch keinen Zeitpunkt für die Einführung ihrer Mobilfunk-Billigmarke hat die Nummer 2 der Grossverteiler, Coop, festgelegt. Jedenfalls noch nicht am Montagmittag. «Dazu kann ich im Moment nichts sagen», erklärte Coop-Sprecher Jörg Birnstiel dem Klein Report. Am Abend gab der Verteiler aber ruckizucki seine Zahlen bekannt, nachdem bei Birnstiel unentwegt das Telefon (kein Prepaid) geklingelt hatte: «Für 46 Rappen können Kundinnen und Kunden mit CoopMobile, dem neuen Prepaid-Angebot von Coop und Orange, mobil telefonieren, und für 10 Rappen können sie SMS versenden. Die CoopMobile-SIM-Karte kostet 19 Franken und enthält ein Gesprächsguthaben von 15 Franken. CoopMobile ist eingebunden in die Prix-Garantie-Strategie von Coop und bietet den Kunden garantiert günstige Tarife zu bester Qualität», hiess es offiziell aus Basel. Die Tarife «gelten einheitlich für alle Netze in der Schweiz, und das rund um die Uhr, an 7 Tagen in der Woche».
Doch kaum hatte Coop sein Angebot (ohne Einführungszeitpunkt) bekannt gegeben, reagierte die Migros-Zentrale am Zürcher Limmatplatz: Am Abend besserte Migros im Preiskampf nach und gab bekannt, dass der einheitliche Preis nun 44 Rappen betrage. Der Versand einer SMS kostet dauerhaft nur 10 Rappen für alle Kunden, die sich vor dem 31. Dezember 2005 registrieren lassen. Der Einstieg bei M-Budget Mobile sei denkbar einfach: Man erwerbe eine SIM-Karte mit 077-Rufnummer in einer der 320 grösseren Migros-Filialen (MM und MMM) oder M-Electronics-Fachmärkten. Die SIM-Karte kostet 19.80 Franken und enthält ein Gesprächsguthaben von 10 Franken.
Gleichviel: Auch Comparis liess die revidierten (und neuen) Angebote über ihren Rechner laufen und korrigierte seinerseits die Analyse: Coop machts besser, auch weil man bei den Baslern seine Nummer portieren und die Combox aktiviert werden kann - Orange machts möglich. Trotzdem seien die garantierten M-Budget-Preise nach wie vor zu teuer im Vergleich zum Ausland. Swisscom indessen, Partnerin der Migros, war gar nicht maulfaul und konterte ihrerseits über ihren Pressesprecher: «Dieser Vergleich ist fragwürdig.» So Swisscom-Sprecher Sepp Huber zur Nachrichtenagentur SDA. Denn bei dem genannten Angebot seien etwa SMS doppelt so teuer. Kaufkraftbereinigt sei der Mobilfunk in der Schweiz absolut vergleichbar mit dem Ausland.
Wie die SMS-Preise nach der Einführungspromotion bis Jahresende aussehen, bleibt laut Migros derzeit noch offen. Kein Geheimnis macht Coop aus ihrer Preispolitik. «Prix Garantie steht für Preisparität zu den Mitbewerbern», ergänzte Birnstiel gegenüber dem Klein Report. Aber wie verbindlich die Preise bei der Lektüre des Klein-Report-Newsletters noch sein werden, wissen die Mobilfunkanbieter am besten und die Migros-Kunden sowieso, die am Dienstag die Läden stürmen werden. Lediglich einen Schönheitsfehler hat der helvetische Mobilfunkbasar, der am Montag eröffnet worden ist: Wann Coop in den Markt tritt und welches Handy zum «garantierten Preis» in die Regale gestellt wird, steht noch dahin. Migros will bis Ende 2005 etwa 50 000 M-Budget-Mobile-Karten verkaufen.
Gemäss Analysen des Internet-Vergleichsdiensts Comparis.ch lohnt sich das Angebot von Migros (das von Montagmorgen bis Montagmittag) für Personen, die bis zu 80 Minuten pro Monat telefonieren. Für etwa 60% aller Kundinnen und Kunden dürfte M-Budget das geringfügig günstigste Angebot sein. «Wäre das Produkt unter einer anderen Migros-Marke angeboten worden, wären die Preise gar nicht so schlecht. Von M-Budget erwarten die Kunden nicht bloss günstige, sondern günstigste Preise. Coop wird es mit ihrem Prepaid-Angebot schwer haben, wenn die Preise nicht mindestens gleich günstig sind», meinte Beyeler.
Montag
12.09.2005