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Sonntag
12.08.2007

Das Filmfestival Locarno hat eine Preislawine losgetreten. Kaum ein Tag verging, an dem nicht irgendein Award verliehen wurde. Etwa ein Preis im Andenken an den Bündner Filmemacher und Opernregisseur Daniel Schmid, der zusammen mit den Leoparden am Samstag auf der Piazza Grande verliehen wurde. Einer der Ehrenleoparden ging an den charismatischen Mimen Michel Piccoli, der einmal mehr eine grandiose Leistung bot - im Wettbewerbsfilm «Sous les toits de Paris». Der Grandseigneur nahm den Excellence Award auf der Piazza entgegen - charmant, schelmisch, frisch-fröhlich. Er vermutet, dass sein Grossvater von Italien nach Piotta kam, jedoch nicht im Tessin blieb. Und sollte es so sein, schmunzelte Piccoli, würde er die Doppelbürgerschaft beantragen -, aber dann ohne Schweizer Bankkonto.

Bemerkenswert ist auch der Förderpreis der Semaine de la critique (für Untertitelung), gesponsert von der SRG. Filmerin Alexandra Westmeier soll zur Entgegennahme am Samstagnachmittag nochmals von Berlin angereist sein. Die Jury lobte die «konsequente und überzeugende Konzeption» des Dokumentarfilms «Allein in vier Wänden» über jugendliche Straftäter in Russland und ist überzeugt, dass er «das Publikum dazu zwingt, selbst über gewisse gesellschaftliche Rahmen nachzudenken.» Nachdenken sollte vielleicht auch die Festivalleitung von Locarno über die selbst verschuldete Inflation von Awards.