Das 13. Schweizer PR-Symposium im Zürcher CS-Forum Uetlihof befasste sich am Mittwoch mit dem Thema «PR und Medien im digitalen Zeitalter: Stand und Perspektiven». Rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Public-Relations-Branche sowie aus den Informationsabteilungen von Unternehmen verfolgten interessiert die kritischen Thesen von fünf Referenten. Thomas C. Maurer als Veranstalter des Symposiums wies im Grusswort auf die «Hassliebe» zwischen Medien und Public Relations hin und servierte eine Art Sciencefiction-Präsentation von Google, die das Ende der Printmedien auf das Jahr 2015 prognostiziert.
Inmitten der versammelten PR-Fachleute war es an Professor Stephan Russ-Mohl, den Journalismus und die Medien zu verteidigen. Er vermisse das Engagement der Verleger, die für den Journalismus mehr PR machen könnten. Der Journalismus sei unter Druck gekommen, und die PR-Branche wachse laufend und werde noch professioneller, so Russ-Mohl in seinem Referat. Dann beleuchtete der Kommunikationswissenschaftler das Beziehungsgeflecht von PR und Journalismus. Er sprach von «Voodoo-Zauber» und -Ökonomie in der PR-Branche und rechnete den PR-Fachleuten vor, wie sich die Marktpreise für Informationen entwickelt haben. Die Preisskala beginnt bei den Lesern, die Informationen meist gratis liefern. In der Kostenspirale folgen dann die freien Mitarbeiter vor den Redaktoren, und am meisten kassieren natürlich die PR-Spezialisten, die ihre Arbeit zum höchsten Preis verrechnen können.
Je mehr sich die PR-Kampagnen im Journalismus erfolgreich durchsetzen würden, umso weniger Journalisten seien nötig; viele Verleger, vor allem aus dem Gratiszeitungs-Business, würden bereits heute nur noch einzelne Redaktoren beschäftigten. Die so genannte Prinzipal-Agenten-Theorie ist ebenfalls ein Steckenpferd von Professor Stephan Russ-Mohl. Dabei handelt es sich um das Geflecht zwischen den PR-Agenten und den Journalisten-Prinzipalen oder umgekehrt. Er zitierte eine Umfrage aus Deutschland, nach der eine Mehrheit von PR-Spezialisten zu Protokoll gab, im Interesse eines auftraggebenden Unternehmens auch zu lügen. Russ-Mohl appellierte nochmals an die Verleger, mehr PR für ihre Sache zu machen und den Qualitätsjournalismus zu propagieren.
Mittwoch
25.10.2006