Content:

Dienstag
25.10.2011

Nachdem die Gewerkschaft Unia auf der Grossbaustelle der Berner Schanzenpost Lohndumping publik gemacht hat, meldete sich am Montag ebenfalls die Schwestergewerkschaft Syndicom zu Wort. «Die aufgedeckten Zustände auf der Baustelle der ehemaligen Schanzenpost in Bern sind nicht nur menschenunwürdig, sie sind auch des Unternehmens unwürdig, das den Auftrag zum Umbau erteilt hat, der Schweizerischen Post», teilte die Gewerkschaft Medien und Kommunikation per Medienmitteilung mit.

Die Syndicom habe deshalb sofort nach Bekanntwerden des Skandals am letzten Samstag per E-Mail bei der Konzernleitung (namentlich bei den Herren Jürg Bucher, Thomas Brönnimann und Yves-André Jeandupeux) «interveniert und verlangt, dass die Post ihren Verpflichtungen als Auftraggeberin nachkommt und dafür sorgt, dass die Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden, dass die Löhne gemäss dem LMV Bau ausgerichtet werden und dass diese Beschäftigten menschenwürdig untergebracht werden». Zudem fordert Syndicom die Post auf, sofort und unbürokratisch Abhilfe zu schaffen.

«Ausserdem erwarten wir, dass sich die Post bei den Betroffenen mit einer  grosszügigen Geste entschuldigt. Im reichsten Land der Erde darf es keine solchen Zustände wie auf der Baustelle in der Schanzenpost geben. Die Post als Staatsunternehmen steht ganz besonders in der Pflicht, die Arbeitsbedingungen zu kontrollieren und dafür zu sorgen, dass die Bestimmungen auch von den von ihr beauftragten Unternehmen und deren Subunternehmen eingehalten werden.»

Nachgefragt bei der Post, sagte der Leiter der Medienstelle Post Oliver Flüeler am Montag gegenüber dem Klein Report: «Syndicom sucht via Medienmitteilung unverständlicherweise Publizität, nachdem wir am Freitag und am Wochenende im Kontakt mit der Schwestergewerkschaft Unia rasch und entschieden auf die Vorwürfe reagiert haben.» Nachdem die Post  von den Lohndumpingvorwürfen von Unia am Freitagnachmittag erfahren habe, habe die Post die beauftragte Firma dazu angehalten, die Vertragskonventionen einzuhalten, so Flüeler.

Im öffentlichen Vergabeverfahren und im abgeschlossenen Vertrag habe die Post «die Einhaltung der schweizerischen Minimallöhne in Schweizer Franken für einen Bauarbeiter gemäss Landesmantelvertrag explizit verlangt und bestätigt», so Flüeler gegenüber dem Klein Report. Die Post sei von der Unia darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Mitarbeitenden dieser Firma tiefer entlöhnt würden, als vereinbart. Auch auf den Umstand, dass diverse Mitarbeitende im Untergeschoss der Baustelle von der Firma in engsten Verhältnissen in einem Zivilschutzkeller untergebracht worden seien - was ebenfalls nicht den vertraglichen Abmachungen mit der Post als Bauherrin entspreche.

«Solche Zustände auf unseren Baustellen akzeptieren wir nicht, entsprechend haben wir die Vertragserfüllung auch gegenüber den Mitarbeitenden eingefordert», sagte Sprecher Oliver Flüeler weiter. Der kritisierten Firma werde selbstverständlich rechtliches Gehör eingeräumt, die Post warte auf eine schriftliche Stellungnahme zu den von Unia formulierten Vorwürfen. Entsprechende juristische Abklärungen und Schritte seien im Gang. Unia ihrerseits als Gewerkschaft hat entsprechende Forderungen gegenüber der Firma im Umgang mit ihren Mitarbeitenden gestellt und ist im Kontakt mit der angeschuldigten Baufirma.