Unter dem Titel «Mumpitz, nichts als Mumpitz» hat die deutsche Tageszeitung «Die Welt» am Freitag die Zeichentrickfilmserie «Popetown» abgekanzelt, nachdem das Angebot in der Nacht auf Donnerstag erstmals über die MTV-Bildschirme geflimmert war. Zwar seien «keine Blitze vom Himmel gefahren, um den gottlosen Sender zu zerstäuben», aber immerhin habe MTV seinen Marktanteil verdreifachen können. Bei der mit viel Werbeaufwand zum «Ereignis» hochgestemmten Serie handelt es sich nach «Welt»-Einschätzung «keinesfalls um ein satirisches Entertainment-Format, wie MTV auf einer vorgeschalteten Warntafel behauptete. Es hat sich eingebürgert, jeden Schwachsinn `Satire` zu nennen. Das verletzt die Gefühle von Satirikern.»
Und weiter gehts im «Welt»-Text: «Es ist Mumpitz, nichts als Mumpitz: Ein infantiler Papst spielt mit seinem Adlatus Verstecken und sagt dabei `Sackgesicht` und `Hackfresse`. Er hüpft auf einem Kreuz durch den Vatikan und verirrt sich in eine Gulag-ähnliche Hostienmanufaktur. Ein jüdisches Double übernimmt daraufhin die Amtsgeschäfte, macht Faxen für körperbehinderte Waisen und fragt: `Kennt ihr eigentlich meine Frau?` Ha. Ha. Ha. Es ist beinahe amüsant, welch mickrige Kaliber man auffahren muss, um von massgeblichen Kirchenvertretern für satisfaktionsfähig gehalten zu werden. Beinahe amüsant, weil einige Aufwallungen doch sehr kalkuliert wirken. Der Klerus nutzt eine Gelegenheit, seine Schäfchen um sich zu scharen. Wie so etwas funktioniert, haben die nur scheinbar ausgetickten Imame - auf ungleich höherem Eskalationsniveau - im Karikaturenstreit gezeigt.»
Anfang kommender Woche will der Sender entscheiden, ob «Popetown» fortgesetzt wird: «So bald wir wissen, was wir tun, sagen wirs euch.» Ob das noch jemanden interessiert? - Mehr dazu: MTV kann «Popetown» am Mittwoch zeigen und «Popetown» kommt vor Gericht
Freitag
05.05.2006