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Samstag
09.11.2002

Die Berichterstattung der Medien kann zwar kurzfristig Unsicherheit produzieren, sie trägt aber auch zur Bewältigung von Krisen bei. So lautet eine Erkenntnis des «Forum Innere Sicherheit», das am Freitag in Luzern stattgefunden hat. Organisiert wurde das Forum vom Verband Schweizerischer Polizeibeamter (VSPB). Die Themenvielfalt war breit: Das Spannungsverhältnis Polizei-Medien, die Machtlosigkeit der Medien und der Einfluss des Publikums und des Marktes. Die Luzerner Sicherheitsdirektorin Margrit Fischer sagte, die Polizei müsse zwar offen kommunizieren, dabei aber auch die Medien mit in die Pflicht nehmen. Ohne Sicherheitsseil gehe es nicht.

Auch Helmut Schmid, Präsident des VSPB, blickte aus polizeilicher Sicht auf das Thema. Er kritisierte Fehlleistungen der Medien und forderte verbindliche Regeln für die Journalisten. Solche gebe es, konterte Sylvie Arsever, Chefredaktorin des Genfer «Le Temps». Sie kehrte den Spiess um und fragte, welchen Einfluss das Thema innere Sicherheit auf die Medien habe und wie weit der Journalismus für die innere Sicherheit zuständig sei. Arsever zeigte sich skeptisch gegenüber der geforderten Zusammenarbeit, denn diese berge die Gefahr von Abhängigkeit. Letztlich sei es die Geheimhaltung, die Gerüchte fördere.

Publizist Erich Gysling und Soziologe Kurt Imhof gingen auf die begrenzte Macht der Medien und die Lebensdauer von Themen ein. Berichtet werden könne nur über das, was fassbar sei und das Publikum interessiere, sagte Gysling. Die Berichterstattung über mehrere heutige Konflikte (etwa die Kriege gegen den Terror, den Drogenhandel, den Menschenhandel oder die Geldwäscherei) sei nur punktuell, denn man wisse nicht genau, wo diese Kriege stattfinden würden, sagte Gysling.

Imhof zeigte, dass der 11. September in den Schweizer Medien nur zu einer kurzen Berichterstattung über die innere Sicherheit geführt hatte. Das Thema sei vom EJPD nicht am Leben erhalten worden. Im Wahljahr 2003 werde sich dies, nicht zuletzt wegen der SVP, ändern. Für Gottlieb Höpli, Chefredaktor des «St. Galler Tagblatts», können Medien zwar kurzfristig Unsicherheit herstellen, sie seien aber auch ein Frühwarnsystem. Sie beschäftigten sich deshalb als Garant einer offenen Gesellschaft zu Recht mit Risiken.