Am diesjährigen, dem 57. Internationalen Filmfestival in Cannes stand für einmal keine Hommage an die hohe Filmkunst im Vordergrund. Im Gegenteil, mit der Goldenen Palme für Michael Moores «Fahrenheit 9/11» setzte die Jury ein politisches Signal und ehrte - erstmals nach 50 Jahren - wieder einen Dokumentarfilm. Ob der Streifen allerdings jemals in den US-Lichtspieltheatern gezeigt wird, steht nach wie vor dahin. Denn die Walt Disney Company hat ihrer Tochtergesellschaft Miramax den Verleih von Moores Politthriller in den USA untersagt. Das Pamphlet gegen die US-Regierung von George W. Bush erhielt einen halbstündigen Applaus beim Premierenpublikum, stiess bei den Kritikikern indessen nicht nur auf Gegenliebe. Die als Anwärter für die Goldene Palme gehandelten Filme «2046» von Wong Kar Wai, «Diarios de motocicleta» von Walter Salles und «Zivot je cudo» (Life is a Miracle) von Emir Kusturica gingen leer aus.
Sonntag
23.05.2004