Auf den Spuren von Humphrey Bogart war Bundesrat Christoph Blocher am Dienstagmorgen an der Universität Bern, als er in einem Vortrag über politische Kommunikation den Bogart-Satz «Schau mir in die Augen» in den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellte. Dabei machte er keinen Unterschied zwischen persönlichen Gesprächen und dem Austausch von politischen Meinungen. «Es geht erstens darum, zuhören zu können, und zweitens muss man sich in die Augen sehen, da man dadurch signalisiert, dass man sich ernst nimmt.» Ein Vortrag im Scheinwerferlicht vor einem Publikum im Dunkeln sei keine Kommunikation, unterstrich er. Wenn man eine Botschaft anbringen wolle, müsse man genau wissen, was man sagen wolle und dabei immer an das Gegenüber denken, nicht an sich selbst, formuliert er dasselbe nochmals anders. «Ich muss nicht sagen, was ich weiss, sondern, was ich will, damit es beim anderen ankommt», lautete eine Kernaussage.
Mit diesen Aussagen konterte Christoph Blocher rüden Lärm, Pfiffe und Buhrufe, mit denen ihn ein Teil des mehrhundertköpfigen Auditoriums empfangen hatte. «Sehen Sie, wenn ich jetzt wegen Ihren Pfiffen beleidigt wäre, könnten wir gar nicht darüber reden, was mein Thema ist», illustrierte er seine vorherigen Aussagen und heimste damit beim grösseren Teil des Publikums lebhaften Applaus ein. Der angekündeten Störaktionen wegen hatte der Blocher-Vortrag mit fast einstündiger Verspätung und nach zweimaligem Wechsel des Hörsaals begonnen. Die Sicherheitskräfte erwiesen sich dabei als reichlich hilflos und der Bundesrat machte sich sogar ein wenig über sie lustig: «Sie wollten mir erst den Fluchtweg zeigen, aber ich sagte, ich bin zum Diskutieren hierher gekommen, nicht um zu fliehen», sagte Blocher und holte sich damit viele Sympathien unter den Anwesenden.
Damit hatte Christoph Blocher gleich ein Beispiel dafür gegeben, wie virtuos er die Klaviatur der politischen Kommunikation beherrscht - obschon er damit kokettierte, dies nie gelernt und studiert zu haben. Allerdings räumte er ein, den militärischen Führungsstil früher in seinem Unternehmen und heute im politischen Amt anzuwenden. «Information ist ein wichtiges Führungsmittel», betonte er wiederholt. Auf Fragen von Roger Blum, Leiter des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Uni Bern, bekräftigte er im weiteren einmal mehr seine bekannten Positionen zum Informationsverhalten der Landesregierung (Swisscom, Verhalten in Abstimmungen, öffentliche Bundesratssitzungen usw.).
Zum Schluss platzierte Christoph Blocher ein weiteres Bonmot und zeigte damit seinen Gegnern (vor allem wegen des Asylgesetzes) seine Überlegenheit. Der frühere «Blick»-Chefredaktor Peter Uebersax habe ihm einmal gesagt, der «Blick» habe immer gewonnen, wenn jemand eine Information dementiert habe, und umgekehrt habe immer die betreffende Person gewonnen, wenn diese eine Falschmeldung nicht dementiert habe. Blocher: «Daran halte ich mich, und ich würde es nicht einmal dementieren, wenn jemand schreiben würde, ich sei gestorben.»
Dienstag
27.06.2006